Die dicksten Bretter kommen noch

von Stefan Evertz am 11.05.14 um 20:03 Uhr |

Bretter Natürlich schwingt sie noch nach, die diesjährige re:publica. Und mein Blick fällt in der Nachbetrachtung vor allem auf zwei Aspekte. Zum einen stelle ich überrascht fest, dass mein Rückblick auf 2013 quasi 1:1 auch für dieses Jahr gilt – das ist selten ein Zeichen für nennenswerte Veränderung…

Weit stärker noch zeigt sich aber noch ein weiteres Problem. Denn die 2013 angesprochene „Filterblase“ gibt es nicht nur weiterhin. Sondern sie verstellt immer mehr den Blick darauf, dass trotz der dort wahrnehmbaren Netzpolitik-Bereich der vielbeschworene „Digitale Wandel“ bestenfalls am Anfang ist – wenn er denn überhaupt schon angefangen hat.

Bei sehr vielen Maßnahmen digitaler Kommunikation fehlen immer noch Ziele und Strategie. Alles, was über die klassischen digitalen Bereiche (Shop, Website) hinausgeht, ist weiterhin alles andere als gesetzt und muss sich ständig neu beweisen – oft sogar unter einem Benchmarking-Druck, dem andere Kommunikationsaspekte bis heute nicht unterliegen. Oder glaubt jemand ernsthaft an die Media-Daten im Printbereich?

Gefühlt kommt gerade bei größeren Firmen und Organisationen der digitale Wandel sogar für die bekannte Unflexibilität solcher Strukturen extrem langsam in Gang. Und speziell die von Social Media und digitaler Kommunikation begeisterte und überzeugte Generation Y läuft meines Erachtens Gefahr, sich in den nächsten 5 Jahren an den unternehmensinternen Betonwänden blutige Köpfe zu holen – von so manchem Burnout mal ganz zu schweigen.

Denn es zeigt sich, dass gerade in den großen Hierarchien noch die wirklich dicken Bretter zu sägen und zu bohren sind. Und das schafft man nicht mit der Energie eines Rammbocks. Dazu braucht es neben viel Energie auch Geduld, Geschicklichkeit und Handwerk. Ob das in 5 Jahren geschafft ist? Wer weiß. Aber so lange wird es dauern – mindestens. Und auch wenn das kein Grund ist, das iPad ins Gras zu werfen: Die Zeit der Euphorie ist vorbei. Endlich.

P.S.: Wie schwer es der digitale Wandel im Bereich Medien / Journalismus hat, zeigt Karsten Lohmeyer (passend zu diesem Blogpost) gerade auf lousypennies.de – Lektüretipp!

Photo credit: Bill Young via photopin cc