ARD: Tour Interruptus

von Stefan Evertz am 23.07.06 um 19:41 Uhr |

Nachdem die ARD von der diesjährigen Tour de France 10 der 21 Etappen live übertragen hat – und in den etwas langatmigeren Rennpassagen so schöne Details wie die 60 Tonnen Farbe für den Eiffelturm („alle 7 Jahre wird gestrichen“) oder die Entstehung des Roquefort-Käse („da wurde ein Käse im Kloster-Keller vergessen“) aus dem Fernseher perlten, durfte ich eben ein ausgesprochen ruppiges Ende erleben:

Wegen der anschließend vorgesehenen Übertragung eines DTM-Laufes gab es noch den Sieger der Etappe beim Überqueren der Ziellinie, ein kurzes Abschiedswort der Kommentatoren bzw. Moderatoren und vorbei war es.

Nach geschätzten 30 Stunden der ARD-Livebilder und insgesamt etwa 3.500 gefahrenen Kilometern durfte der geneigte Zuschauer auf die wenigen Minuten der Siegerehrung verzichten. Die gibt es dann wohl erst heute abend in der Tagesschau.

Ob die Sponsoren der Teams oder die geehrten Sportler das so witzig finden, sei mal dahingestellt. Die Fernsehzuschauer konnten jedenfalls einmal mehr erleben, wie gut die GEZ-Gebühren investiert sind. Mein spezieller Dank gilt daher der ARD für diese eindrucksvolle Demonstration 👿

5 Gedanken zu „ARD: Tour Interruptus

  1. Andreas Skowronek

    Hey, das siehst Du völlig falsch. Wäre „Klödi“ auf Platz 2 gefahren oder hätte er die Tour gewonnen, wäre die ARD drangeblieben.

    Aber es gibt ja noch Eurosport.
    Die haben sich aber auch vor der Siegerehrung von „Klödi“ ausgeklinkt. Vielleicht sind die Jungs heute einfach nicht schnell genug über den Prachtboulevard geheizt. Ich kann das nicht beurteilen, weil ich mir die Tour d´honneur nicht angesehen habe.

  2. Mike Schnoor

    Ich fand es auch unqualifiziert von der ARD, den dusselligen Triathlon aufzubauschen, wenn es um eine Siegerehrung von einer so (endlos) dahingezogenen Sportveranstaltung geht… aber bitte, ich finde die ÖRs ganz gut, nur einige Sachen haken da so richtig.

  3. Stefan Evertz Beitragsautor

    @Andreas: Das die Jungs „zu langsam“ waren, war in der Tat ziemlich schnell erkenn- und sichtbar – so langsam sind die zum Teil nicht mal in den Alpen gewesen. Und ein zweiter Platz von „Klödi“ hätte wohl auch nichts am Sendeergebnis geändert, vermute ich. Interessant, dass Eurosport sich auch an ihr Sendeschema gehalten hat…

    @Mike: Ich muss gestehen, dass der Triathlon unbemerkt an mir vorbeigezogen ist – ebensowenig „mein Sport“ wie die DTM.

    Die ÖR an sich halte ich vom Prinzip auch gar nicht für falsch – Journalismus a la „Akte 200X“ oder „RTL II Action News“ braucht definitiv eine Alternative.

    Aber es will einfach nicht in meinen Kopf, warum z.B. beide Sender sich die Berichterstattung bei Großereignissen teilen (und z.T. auch doppelt machen). Oder mit welchem Recht es die Dritten mittlerweile als eigene „Vollprogramme“ gibt, die bei Licht betrachtet nur aus wenigen Stunden eigenen Programms bestehen. Und wenn ich WDR-Nachrichten sehe, erwarte ich auch keine Nachrichten aus aller Welt – dafür gibt es etablierte Formate im Ersten.

    Aber letztendlich ist das ein anderes Thema. Hier ging es mir speziell um den krassen Wiederspruch: 30 Stunden Warmup – und dann gehen alle nach Hause…

  4. DonKult

    Naja, wie sie angekündigt haben, haben Sie die Siegerehrung „nachgereicht“:
    Im Klartext war nach der DTM (die sie ebenfalls recht schnell abgeschnitten haben) noch kurz das Podest mit den Gesamtwertungsführenden und dann nochmal mit dem Teamwertungssieger zu sehen. Ende der Ãœbertragung: Es folgte Lindenstraße. Ich hab es mir nicht angesehen, aber die dann sicherlich in voller Länge 😉

    Das die Rennfahrer auf der letzten Etappe nicht gerade schnell fahren (jedenfalls mehr als 100 km lang) ist wohl nachvollziehbar und jedes Jahr so. Schließlich wäre im Fahrerfeld jeder gesteinigt worden hätte er schon an km 0 angegriffen, wie es sonst häufiger bei den Etappen der Fall war: Damit hätte die ARD einfach rechnen müssen. Letztes Jahr haben ARD/ZDF es ja auch hin bekommen die kompletten Feierlichkeiten zu zeigen. Da konnte man dann wenigstens noch sehen, dass das Menschen auf den Rädern sind, die sich auch freuen können, selbst wenn sie Letzter werden.

    Das man die DTM gezeigt hat finde ich nicht so sehr schlimm an der Sache, immerhin ist das auch ein Sportereignis und vermutlich etwa genauso plublikumsziehend wie die Tour der Leiden. Das nun aber das Vertrauen in die Sender leiden muss hätte nicht sein gemusst. Ich kann ja nicht behaupten ich reiche die Siegerehrung nach wenn ich nur kurz das Gelbe Trikot und die Fahrer mit den gelben Rückennummern zeige… da fehlen viele andere Wertungen & eine Menge Emotionen… Irgendwie für mich also fernsehtechnisch kein gelungener Abschluss der diesjährigen Tour – dabei war die ansonsten so schön (offen).

    Naja, nächstes Jahr wird Google sicher Live-Satelitenbilder anbieten mit einer höheren Auflösung und dann sehe ich mir die Tour Live per Google Earth an 😉

  5. Stefan Evertz Beitragsautor

    @DonKult: Danke für den Nachtrag – nach 10 Minuten DTM war ich nämlich „weg“ und habe somit die Siegerehrung ebenso wie die vorherige Ankündigung des „Nachreichens“ verpasst. Aber selbst diese Ankündigung ändert nichts am Eindruck eines Warmups ohne das eigentliche Highlight.

    Am besten hätte man bei den ÖR einfach die Ãœbertragung der letzten Etappe an das ZDF übergeben und so diese „Terminkollision“ vermieden. Aber beim ZDF hatten wahrscheinlich schon alle frei – oder man scheute dort die Sonntagszuschläge…

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