Die Aktion „Bild-Leser-Reporter“ (siehe z.B. www.bildblog.de) finde ich alles andere als witzig – und spätestens, wenn irgendwelche Gaffer an Unfallstellen auch gleich Handy oder Fotoapparat zücken, wird es wirklich widerlich.
Irritiert lese ich allerdings gerade von einem bestenfalls „unorthodoxen“ Experiment des BILDblogs (siehe auch www.bildblog.de[2]):
Denn nachdem das Landgericht Berlin vor ein paar Jahren entschieden hat, dass „Bild“-Chef Kai Diekmann „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer sucht“ und deshalb „weniger schwer durch die Verletzung seines eigenen Persönlichkeitsrechtes belastet wird“, wollen wir Diekmanns Persönlichkeitsrecht erneut einer Belastungsprobe aussetzen.
Ab sofort sucht BILDblog die besten Diekmann-Fotos.
Udo Vetter kommentiert unter www.lawblog.de:
Zur Leserreporter-Aktion der Bildzeitung heißt es:
In einigen Fällen gingen die Fotografierten bereits mit Erfolg juristisch gegen die Veröffentlichungen vor.
Wieso das umgekehrt nicht klappen sollte, verrät BILDblog leider nicht.
Und ich werde das Gefühl nicht los, dass die „knipsenden“ Personen bei der absehbaren Verletzung der jeweiligen Persönlichkeitsrechte im Falle nachfolgender Rechtsstreitigkeiten im Regen stehen könnten – sowohl die „Bild-Leser-Reporter“ als auch die Bild-Lieferanten des BILDblogs.
Und auch sonst scheint mir das jetzt gestartete „Experiment“ keinen Deut besser zu sein als die unsägliche Aktion des Springer-Blatts. Aber jeder so wie er mag 😕
Die Idee an sich finde ich ganz gut. Warum sollte sich nicht auch Diekmann mal so fühlen wie ein Promi auf den die Leserreporter angesetzt werden? Allerdings hast Du recht: die Bildblog-Fotografen könnten am Ende natürlich auch im Regen stehen…
Pingback: bjoern-hornemann.de
Grundsätzlich kann ein „Perspektivenwechsel“ immer interessante Einsichten bringen. Ich bin allerdings ausgesprochen skeptisch, ob jeder diesen Perspektivenwechsel hinbekommt…
Letztendlich wird aber eine – in meinen Augen miese – Aktion nicht besser, nur weil man sie nun gegen die „Täter“ richtet.
Ich kann dem nichts abgewinnen. Auch wenn dieser Kai Diekmann möglicherweise ein Armleuchter ist, ist diese Aktion von BildBlog.de in keinster Weise zu rechtfertigen. Hier überhöht sich moralisch mal wieder eine Internetseite, weil sie meint zur Guten Seite zu gehören.
Wir reden ja nun nicht von Kai Diekmann, das Unfallopfer, sondern von Kai Diekmann, Person des öffentlichen Lebens. Den darf man doch weitgehend ungestraft ablichten, egal ob es ihm passt oder nicht – korrigiert mich!? Wenn es darum geht ihn in der Öffentlichkeit die Linse spüren zu lassen, habe ich damit moralisch überhaupt kein Problem.
Die Rechtslage kann ich als Nicht-Jurist nicht endgültig einschätzen. Aber selbst wenn die Ablichtung „weitgehend ungestraft“ möglich wäre, wäre diese Aktion rechtlich zumindest problematisch – und ich kann mir vorstellen, dass sich da schon einige Anwälte warmlaufen.
Moralisch gesehen halte ich allerdings den „Auge um Auge,…“-Ansatz für ebenso falsch wie die Aktion an sich – auch wenn das Stefan Niggemeier laut http://www.spiegel.de wohl anders sieht:
Das Kernproblem scheint mir hier nicht in der verantwortungsvollen Bildauswahl zu liegen (die bei der Bildzeitung zumindest stattfinden könnte), sondern in der gezielten Aufforderung zum „Knipsen“.
ich finde die Aktion klasse (auch wenn ich immer noch irgendwie denke, dass das ein Witz ist), weil man damit für Aufsehen sorgt und evtl. bisserl mehr Menschen über diesen BILD-Foto-Wahn zum nachdenken bringt.
@Robert: Durch deine (nachvollziehbare) „Witz“-These bringst du mich auf den einzigen Aspekt, der mir bei der Aktion gefällt: Die erneut aufflammende Diskussion über das Thema „Leser-Reporter“ (siehe auch eine erste Sammlung der Reaktionen unter http://www.bildblog.de/?p=1745).
Ich muss gestehen, dass ich die ursprüngliche Bild-Aktion vom ersten Moment an völlig daneben fand. Aber wie es halt so geht, kommt man nicht immer dazu, seine Meinung auch zu bloggen. Durch die provokante Aktion hat sich das jetzt geändert – zumindest bei mir…
Habe beim Presserat Beschwerde eingereicht. Diese Aktion von BILDblog ist meiner meiner nicht in Ordnung, da sie sich gezielt gegen eine Person richtet, anders als bei BILD-Leser-Reporter. Zudem wird gedroht Diekmanns Persönlichkeitsrecht erneut einer Belastungsprobe aussetzen. Dies ist meiner Meinung rechtlich bedenklich und ein Persönlichkeitsrecht kann auch BILDblog nicht ignorieren geschweige denn andere animieren dies zu tun. Wer dies genauso sieht, sollte sich beim Presserat beschweren.
Bei der Gelegenheit kann man sich gleich auch über zig Privatbilder beschweren, die bei Bild abgebildet werden, und die Persönlichkeitsrechte anderer massiv und vorsätzlich verletzen mit dem einzigen Zweck, die eigene Auflage vor dem Schwund zu bewahren.
ich mach das jetzt auch wie der Hamburger Kommentierende und werde fragen, wer BILD schon beim Presserat verpetzt hat
Die Aktion vom Bildblog ist provokant und die der Bild-Zeitung überaus kritikwürdig. Dennoch rechtfertigt dies die Bildblog-Aktion nicht. Auch wenn sie gegen die „böse Bild-Zeitung“ geht. Meinungsfreiheit ist eben immer noch lange nicht gleich Handlungsfreiheit.
Wir begrüßen diese Aktion von BILDblog vollumfänglich und freuen uns schon jetzt auf die womöglich ersten Fotos (ähnlich Prinz Ernst August von Hannover) eines an die Hauswand urinierenden Chefredakteurs.
Wir empfehlen Ihnen, sich mit Ihrem Anliegen an die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia, Kopernikusstr. 35, 10243 Berlin (office@fsm.de), zu wenden.
Andreas Tobaschus hat in jedem Forum zu diesem Thema den selben Text per Copy and Paste eingefügt.
Wer dahinter steckt wird mal ausnahmsweise nicht von mir spekuliert…
Allerdings kann sich ja jeder der Interesse hat sich anschauen, wieviele Presseratsrügen Bild schon bekommen hat.
Und wenn in der Bild Zeitung Peronen des öffentlichen Interesses in ihrer Freizeit abgelichtet werden, dann gilt dass selbe für Kai Diekmann.
die aktion von bildblog also blose persönlichkeitsrechtsverletzung zu sehen ist etwas eindimensional gedacht.
ich persönlich halte das für einen gerissenen schachzug, auch wenn kritik angebracht ist. die aktion sollte jeglicher kritik standhalten.
bildblog ist mittlerweile doch viel mehr als nur ein notizbuch über eine große deutsche boulevard-zeitung. bildblog setzt sich zielgerichtet mit wirtschaftlichen interessenspunkten der heuten medienkultur auseinander und schildert sehr anschaulich wie niedrig dabei journalismus sinken kann, wenn man ihm ein paar groschen hinwirft. dabei hat man sich das beste negativ beispiel herausgepickt – die bildzeitung.
in dieser aktion geht es doch im grunde nur darum kai diekmann, dem chefredakteur der bildzeitung dazu herauszufordern seine eigenen praktiken anzuzweifeln, was dieser mit großer wahrscheinlichkeit niemals tun wird. drum wird er diese aktion über sich ergehen lassen und am eigenen leib erfahren was es heißt gehetzt zu werden. oder er ergibt sich der aktion und zieht vor gericht, wobei vor einiger zeit gerichtlich festgelegt worden ist, dass kai diekmann auf bereiche seines persönlichkeitsrechtes verzichtet. sollte kai diekmann also vor gericht ziehen, zweifelt er automatisch auf einer juristischen bühne seine eigenen praktiken an. wenn er gewinnt, ist er quasi dazu gezwungen seine methoden zu ändern und der bildzeitung einiger reformen in der handlungsweise zu unterziehen. es ist demnach nur zu wünschen, dass diese aktion ein extremes ausmaß annimmt. die frage nach dem niveau muss man dabei nach hinten stellen.
gleichzeitig muss ich robert vollkommen zustimmen. sollte es bei den bisherigen fotos bleiben.
von wem tobaschus bezahlt wird, ist wohl kaum zu verstecken.