Ich mochte Posterous eigentlich noch nie, auch wenn ich selber in 2009 etwas mit den Möglichkeiten herumgespielt habe und die Anbindungsmöglichkeiten bei Flickr, Twitter und Facebook durchaus spannend fand (wir hatten ja nichts damals). Und auch wenn wir dann später dort kurzfristig für den Webvideopreis ein Projektblog etablierten: Ich mochte es nie. Ich mochte nicht, wie schlecht dort Tags genutzt wurden (früher suchten die dann nach passenden Beiträgen auf der gesamten Plattform und nicht im jeweiligen Blog) und auch die integrierte Suche und die Gestaltungsmöglichkeiten waren ein Witz.
Es wurde sicherlich an einigen Stellen besser über die Jahre. Und gerade die Administrationsmöglichkeiten (u.a. Posting via Mail) waren durchaus vielversprechend und sehr niedrigschwellig. Allerdings entstanden so im Umfeld vieler Projekte und Veranstaltungen kleine und – sorry, das so offem zu sagen – häufig etwas „hingerotzte“ Blogs, die aber trotzdem viele Links einsammelten – zumindest bei manchen Projekten. Und die allermeisten Betreiber kamen nie auf die Idee, dort vielleicht mal eine eigene Domain einzubinden, um für künftige Aktivitäten gerüstet zu sein. Zudem zeigte sich sehr oft, dass der Versuch, die Daten eines Posterous-Blogs in andere Plattformen (z.B. WordPress) zu überführen, nur noch durch die Grausamkeit getoppt wurd, eine Teles-ISDN-Karte in einen Windows 95-Rechner einbauen zu müssen (Ok, das ist ein Insider – der Einbau war aber definitiv sehr mühsam…).
Insofern schimpfe ich schon seit Jahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit über diese Plattform. Und kann insofern nur ein wenig zum Abschied schmunzeln, wenn ich nun lese, dass Posterous zum 30. April 2013 eingestellt werden wird.
Denn viele werden jetzt überrascht feststellen, dass Internet-Adressen nicht unbedingt für die Ewigkeit gemacht sind (vor allem, wenn man immer unter xyz.posterous.com gebloggt hat und eben nicht unter einer eigenen Domain). Die Blog-Software bei einem Blog kann sich ändern – und auch die Permalink-Struktur. Solange man aber unter einer eigenen Domain läuft, kann man jede Veränderung durch entsprechende Redirects abfangen. Bei den Posterous-Blogs geht dies aber nicht, denn die Plattform wird vermutlich recht zügig abgeschaltet werden. Ich habe es nicht wenigen gesagt, aber sie werden es nun selber lernen müssen.
Wenn ich aber nun an all die toten Links und verlorenen Texte denke, über die wir ab Mai stolpern bzw. die wir vermissen werden, vergeht mir das Schmunzeln sofort. Denn um diese Inhalte ist es zumindest in vielen Fällen sehr schade. Ein großer Schatz wird daher unrettbar verloren sein.
Insofern tut mir einen Gefallen: Rettet Eure Schätze. Macht Backups. Und nutzt auch große Blogplattformen wie z.B. wordpress.com oder blogger.com immer nur unter einer eigenen Domain – dem zweiten Schatz neben Euren Inhalten. Denn wenn Ihr das jetzt macht und das die Erkenntnis aus dem Ende von Posterous ist, dann war es gleich doppelt gut, dass Posterous endlich aufhört.
photo credit: Theodore Scott via photopin cc
Ich fand Posterous gut. Vor allem wegen dem Posten per Mail und der einfachen Registrierung (die es nämlich gar nicht gab). Was du über die eigene Domain schreibst, kann ich aber nur unterstreichen.
Die Inhalte werden gerettet – Jason Scott und sein Archive-Team sind schon dran. Hilft natürlich nicht gegen den „Link-Rot“, also die ganzen Links auf Posterous, die dann ins Leere zeigen werden …
Hm. Bei aller Häme und berechtigten Kritik an Posterous: Wo finde ich jetzt einen – kostenfreien – Bloganbieter, bei dem das Blog mit Passwort lesegeschützt ist, und zwar ohne vorherige Anmeldung? (WordPress.com z.B. verlangt das Anlegen eines entsprechenden Accounts…)