Am zurückliegenden Wochenende hatte ich das Vergnügen, am ersten Stuttgarter BarCamp (und meinem siebten ***Camp insgesamt) teilzunehmen. Und ein Vergnügen war es definitiv, sowohl was die Organisation, die gastronomische Versorgung und vor allem die zahlreichen Begegnungen betrifft.
Aber alles der Reihe nach – Achtung, wird etwas länger 🙂
Anreise: Operation „Kaffeetaxi“
Für mich begann das BarCamp Stuttgart eigentlich schon am Freitag morgen. Denn über verschlungene Wege war die wichtige Aufgabe, die Versorgung des BarCamp Stuttgarts mit Kaffee (aus dem Hause Sonntagmorgen) sicherzustellen, auf meinem Tisch gelandet. Der Leihwagen war schnell abgeholt und die konspirative Ãœbergabe des Kaffees sowie der Gastromaschinen und Kannen (siehe auch blog.sonntagmorgen.com) konnte ebenfalls zum geplanten Zeitpunkt abgewickelt werden, so dass um 11:45 Uhr die Operation „Kaffeetaxi“ beginnen konnte.
Der Opel Corsa flitzte munter los, auch wenn die Spitzengeschwindigkeit von 190 km/h mich dann doch überrascht hat. Die Fahrt verlief bis kurz vor das Autobahn-Dreieck Ransbach-Baumbach reibungsfrei – der dortige Stau veranlasste dann mein Navi, mich weite Teile der weiteren Fahrt über die A61 zu lotsen. Die dort fast durchgehend vorgefundene Geschwindigkeitsbeschränkung auf 130 km/h gibt übrigens einen (durchaus wohlschmeckenden) Vorgeschmack, wie Autofahren mit Termpolimit aussehen könnte – wenn denn auch alle „Mitfahrer“ die Sache mit dem Rechtsfahrgebot berücksichtigen würden …
Es folgten dann noch zwei weitere Staus, einer davon aber angenehmerweise direkt neben dem Technik-Museum Sinsheim (siehe auch www.technik-museum.de), so dass ich mir zahlreiche Exponate (u.a. die Concorde) in aller Ruhe betrachten konnte… Insgesamt musste das Navi am Ende die vorherberechneten 4 Stunden durch etwa 5,5 Stunden Fahrtzeit ersetzen, aber was macht man nicht alles für Kaffee 😉 Hinzu kamen dann allerdings noch etwa 60 weitere Minuten (inkl. Nachtanken), bis ich den Leihwagen losgeworden war.
Anders als bei der Abholung in Essen (Motto: Formalien klären, drei Schritte gehen, Auto anlassen und los) hat die Firma Europcar nämlich erkannt, dass die Mieter in Stuttgart offenbar nicht voll ausgelastet sind. Anders ist die völlig unzureichende Beschilderung und Erläuterung des Rückgabeprozesses (und der anzusteuernden Tiefgarage) nicht zu erklären. Der Weg führte mich jedenfalls zweimal rund um den Stuttgarter Hauptbahnhof (aber was suche ich da auch nach einem Europcar-Schild…) und dann – nach einem Telefonat mit Europcar – endlich in das richtige Parkhaus (Einfahrt liegt zwischen den Gebäuden der Landesbank Baden-Württemberg in der Strasse „Am Hauptbahnhof 2“), wo ab dem 2. Untergeschoss dann auch endlich Hinweise auf die „Mietwagenrückgabe“ von Europcar zu finden waren. Hinweise irgendwelcher Mitbewerber waren übrigens ebenfalls nicht zu sehen – das „Geocaching“-ähnliche Konzept der Autoverleiher scheint also wirklich eine Stuttgarter Spezialität zu sein.
Als ich dann noch gefühlte 2 Kilometer durch irgendwelche Etagen und Parkhausabschnitte gefahren war, fand ich dann auch einen leeren Stellplatz (die von Europcar waren natürlich auch alle voll) und konnte zur letzten Etappe der Reise aufbrechen: Dem Fussmarsch durch den gesamten Bahnhof, um die Europcar-Filiale zu erreichen (und meinen Schlüssel loszuwerden). Wenn es dann bei der Abgabe des Schlüssels noch zu irgendwelchen Verzögerungen gekommen wäre, wäre die Operation „Kaffeetaxi“ wohl mit einem Blutbad zu Ende gegangen…
Die anschließende WarmUp-Party im Stuttgarter Ratskeller entschädigte dann aber schnell für die kleinen Makel der Anreise. Angesichts der vielen bekannten Gesichter fühlte es sich schnell so an, als ob mein letztes „reguläres“ BarCamp (im März hier in Essen) gerade einige Tage her gewesen wäre. Und zusammen mit geschätzten 80 Neu- und Alt-BarCampern (und dem einen oder anderen Bierchen) konnten wir uns so gut auf das Wochenende einstimmen 😀
Das eigentliche BarCamp: Kaffee und ein Foodcamp
Der erste „richtige“ BarCamp-Tag begann leider mit leichten logistischen Problemem – zumindest in Sachen Kaffeeproduktion. Denn es galt, die richtige Wasser- und Kaffeedosierung zu finden (Sorry für den frühen Anruf, Till!). Da man den Gastro-Maschinen von aussen leider nicht ansehen kann, wieviel Wasser sie bereits enthalten, war leider auch die eine oder andere Pfütze am Anfang nicht zu vermeiden – wer schon mal eine Kaffeemaschine mit einem 10-Liter-Eimer (mit 1-Liter-Messstrichen) befüllt hat, ahnt vielleicht, wie spannend das werden kann… Mit viel tatkräftiger Unterstützung konnte dann ab 9:30 bis zum Ende des BarCamps eine lückenlose Kaffeeversorgung sichergestellt werden (vielen Dank an Christin, Florian, Daniel, Van, Björn, Martin, Volkmar, Friedel und Paula – ich hoffe, ich habe niemand vergessen).
Interessant war auch die „Evolution“ der Wasserdosierung: Während zu Anfang noch der besagte Wassereimer herhalten musste (Danke an die „Kollegen“ von Pure Tea, kam irgendwann Björn (Nachnamen habe ich leider verpasst) auf die gute Idee, dass man doch drei 1-Liter-Wasserflaschen verwenden könnte, um die jeweils benötigten 1,5 Liter pro Maschine abzumessen. Ab Sonntag morgen war dann ein 2-Liter-Messbecher aus den Beständen von Jan (Theofel) verfügbar, so dass die Wassermenge tropfengenau abgemessen werden konnte 😉
Abgesehen vom Kaffee (und dem Tee) war aber auch für das leibliche Wohl durch die Säfte aus dem Hause Walther (www.walthers.de / www.saftblog.de) und das hervorragende Catering von Esskultur umfassend gesorgt. Frühstück, Mittagessen und – nicht zu vergessen – die vier verschiedenen Muffin-Varianten am (Samstag nachmittag) ließen mich mehr als einmal das Wort „Foodcamp“ aufschnappen. Und wer zum Frühstück Obstsalat (mit frischer Ananas!) bereithält, hat bei mir sowieso gewonnen 😈 Aber auch das leckere Eis am Samstag mittag von www.daseis.eu sei noch abschließend erwähnt – Mango-Chili habe ich zwar ausgelassen (mir brannte noch der Mund vom letzten Test beim BarCamp München…), aber die Sorte Ananas-Petersilie war ebenso lecker wie schräg 😉
Check-In, Begrüßung, Vorstellungsrunde und die Sessionvorstellung gingen glatt und wie gewohnt über die Bühne. Der kurzen Abfrage nach waren diesmal rund 60% „Neulinge“ dabei – der BarCamp-Virus scheint sich also weiter ungebremst auszudehnen 😉
Die verfügbaren 30 Session-Slots am Samstag waren schnell vergeben (siehe auch Liste unter bcstuttgart.mixxt.de[2]) und es sammelten sich bereits mehr als 10 Vorschläge für den Sonntag (der dann auch umgehend „voll“ war, siehe auch bcstuttgart.mixxt.de[3]) – sehr erfreulich und keineswegs selbstverständlich. Von den rund 60 Sessions habe ich es immerhin zu sechs geschafft:
Am Samstag;
- Politik und Blogs in Frankreich (Heiner Wittmann; ein spannende Visualisierung der französischen (Polit-)Blogosphäre findet sich übrigens unter www.blogopole.fr, eine ausführliche Linkliste zu Blogs in Deutschland und Frankreich unter romanistik.info)
- Microblogging. identica/MBC09 (Markus Heurung; Blogartikel und Download der Präsentation unter blogulus.de)
- Enterprise 2.0. Unternehmenskultur alpha und omega. (Martin Koser; Blogartikel inkl. Link zur Präsentation unter www.frogpond.de)
Am Sonntag;
- Möglichkeiten und Grenzen von Social Media Monitoring (Philipp Renger)
- Kommentarmoderation – Zensur oder Unterhaltungsförderung (Paula Schramm, Johannes Ellenberg, Jan Theofel)
- Barcamp Orga – HowTo / Feedback (Jan Theofel, Markus Espenhain)
Am Sonntag verloste dann übrigens Crow’n’Crow (http://www.crowncrow.com/) noch einen Sitzsack – Glückwunsch an den Gewinner Markus Sowada! Und wenn man den Gewinner kennt und mag, ist es auch fast unmöglich, neidisch zu sein 🙂
Eine stetig wachsende Liste von (Blog-)Berichten zum BarCamp findet sich unter bcstuttgart.mixxt.de[4] – diverse Bilder kann man sich unter www.flickr.com[1] oder direkt unter www.flickr.com[2] sowie unter www.stuttgart-fotos.de ansehen.
Bleibt eigentlich nur noch zum Schluss ein gaaanz dickes Dankeschön und ein vollumfängliches Lob an das Orga-Team und ganz besonders an Jan Theofel (inkl. seiner Firma ETES, siehe auch Artikel unter www.etes.de/blog), loszuwerden, die es geschafft haben, ein ausgesprochen rundes schwäbisches „Web 2.0“-Päckchen zu schnüren. Kompliment!
P.S.: Auf Basis meiner „Stuttgarter Erfahrungen“ (als Teilnehmer) habe ich noch einige kleine Ergänzungen an meinem Artikel „BarCampRuhr: Tipps und Ideen für die Organisation (Update)“ vorgenommen, sollen aber auch hier erwähnt werden:
- Ein „Pausengong“ innerhalb einer Session macht absolut Sinn, damit Referenten und Teilnehmer nicht die Zeit vergessen. In Stuttgart kam das „Quietschen“ (des Spielzeug-Pinguins) jeweils nach 30 Minuten (und 15 Minuten vor dem Session-Ende) und trotz einiger gelegentlichen „schiefer“ Blicke hat es wirklich gut funktioniert…
- Eine (abschließende) Orga-/Feedback-Session sollte zum Standard werden. Zum einen können so andere OrganisatorInnen von (neuen) Erfahrungen im Zuge des aktuellen BarCamps lernen. Und ein (in aller Regel positives) Feedback an die OrganisatorInnen – gerne auch mit Applaus – ist letztendlich ein guter Abschluss eines BarCamps (und vielleicht auch eine kleine „Belohnung“ für das ehrenamtliche Engagement). Insofern sollte eine solche Session dann vielleicht auch als letzte (und einzige) Session eingeplant werden.
- Das „Tag“ zur Verschagwortung und verbesserten Auffindbarkeit im Netz sollte mit Bedacht gewählt werden. Wie einige Nachfragen zeigte, war z.B. das Tag „bc0711“ (basierend auf der Vorwahl von Stuttgart) nicht für alle als das „offizielle“ Tag erkennbar…
P.P.S. Soviel Text und dann vergisst man doch noch was. Denn wie heißt es so schön: Nach dem BarCamp ist vor dem BarCamp. Und deshalb gibt es auch schon ein neues Netzwerk für das nächste Stuttgarter BarCamp (vorraussichtlich im Spätsommer / Herbst 2009): bcstuttgart2.mixxt.de
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Schöner Bericht, kann so direkt in die Verbesserungsgremien von BarCamp Organisatoren **und** Autovermietern eingehen.
Vielen Dank fürs Kaffeetaxi sein, ohnehin hast du ja die dankbaren Gesichter der Kaffeekonsumenten gesehen. Die „IT-Mischung“ von Sonntagmorgen hat doch manchem den Sonntagmorgen gerettet 😎
@Martin Koser: Vor allem bei den Autovermietern – in Sachen Orga war das BarCamp ja eigentlich nicht mehr zu optimieren 😉
Und was das Kaffeetaxi betrifft: Gern geschehen – war ja auch im eigenen Interesse 😈
Ich hätte ja nicht gedacht, dass du noch unter 10 Barcamps bist. Rein gefühlsmäßig warst du auf fast jedem, auf dem ich auch war. Und das wären mit Stuttgart dann 13. 🙂
Auf Fall war es schön dich mal wieder zu treffen. Vielen Dank für deine Unterstützung und insbesondere für den Transport der Kaffeemaschinen. Die lagern inzwischen im Keller unseres neuen Büros um dann von mir nach München weitergereicht zu werden.
PS: ETES, nicht Etes. 🙂
@Jan Theofel: Es hat mich auch sehr gefreut, dich mal wieder zu treffen – und auch, etwas mithelfen zu können. Und den Firmennamen habe ich natürlich auch korrigiert 😉
@Jan hast du schon ein Kaffeetaxi nach München organisiert? Wenn nein, dann könnte ich den Part übernehmen. Ob ich mich allerdings wie Stefan zu 190km/h hinreißen lasse – ich weiß nicht 😉
@Martin: Ja, ich werden nach München selbst fahren. Das Thema ist also gelöst. Allerdings wäre es mir noch Recht jemanden zu finden, der nach Berlin mit dem Auto fährt. Vielleicht von München aus, das ist kürzer als von hier. Ich selbst wollte nämlich eigentlich fliegen. Die letzte Heimfahrt vom BC Berlin war nämlich die schlimmste Autofahrt, die ich je erlebt habe…
@Jan Berlin ist mir auch zu weit weg um zu fahren, den Tuifly-Flug hab ich daher schon Ende Mai gebucht. Bcb3 und Expo, da muss ich hin 😐
@Martin @Jan Ein wenig musste ich ja schon schmunzeln, dass ihr hier über die Kommentare den Weitertransport
des Gralsder Kaffeeausrüstung regelt – aber Hauptsache, die Staffette wird übergeben 😀@Stefan LOL, stimmt – aber du weiß ja, Email is for old folks only. Der neue Trend geht ganz klar Richtung „Blogsquatting“ 😯
@Martin: „old folks“… Na dann ist es doch was für dich.
ich bin nicht alt, ich bin erfahren 😳
Aber stimmt schon, ich finde man sollte meine graumelierten Haare und die Fähigkeit mit vi Mails zu verfassen viel mehr würdigen …