Pornos petzen beim Videohost

von Stefan Evertz am 07.09.06 um 9:09 Uhr |

Nachdem der Support von Myvideo vor einigen Tagen per Kommentar einen Verbesserungsvorschlag für mein Plugin „Flash Cortex“ angebracht hatte, wollte ich mich eigentlich kurz einigen Allmachtsphantasien hingeben – und warten, bis sich Youtube und Google bei mir melden, um weitere Anregungen loszuwerden 😉

Die Freude über die Aufmerksamkeit für mein Plugin währte allerdings nicht sehr lang – eigentlich genau so lang, bis ich beim Stöbern in den Videos bei Myvideo plötzlich ein lupenreines Pornofilmchen fand. Was ich leider nicht fand, war eine Möglichkeit, dieses Video zu „verpetzen“, also auf einen Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen hinzuweisen.

Und so habe ich mir dann mal genauer angesehen, ob und wie Besucher der bekannteren Videohoster „problematische“ Videos melden können – und war doch überrascht, wie unterschiedlich man diesen Prozess handhaben kann.

  • YouTube (www.youtube.com)
    Ein „Regelverstoß“ kann gemeldet werden, ist allerdings nur für angemeldete Benutzer möglich.
  • Google Video (video.google.de)
    Ein „Regelverstoß“ kann gemeldet werden und setzt keine Angabe persönlicher Daten voraus.
  • Sevenload (sevenload.de)
    Ein „Regelverstoß“ kann gemeldet werden und setzt keine Angabe persönlicher Daten voraus.
  • Clipfish (www.clipfish.de)
    Ein „Regelverstoß“ kann gemeldet werden, setzt aber die Angabe persönlicher Daten voraus.
  • Myvideo (www.myvideo.de)
    Ein „Regelverstoß“ kann nur sehr umständlich gemeldet werden und setzt die Angabe persönlicher Daten voraus.

Insgesamt verfügen alle besuchten Videohosts über „Nutzungsregeln“, die meines Erachtens stark den Nutzungsbedingungen von wie im folgende Beispiel von sevenload.de[2] ähneln, und dabei pornografische Inhalte verbieten:

Der Nutzer ist allein für die von ihm auf die sevenload Plattform eingestellten Inhalte verantwortlich. Der Nutzer gewährleistet daher, dass diese nicht gegen gesetzliche Verbote, die guten Sitten und gegen die Rechte Dritter (Namens-, Persönlichkeits-, Urheber-, Datenschutzrechte, usw.) verstoßen. Insbesondere verpflichtet sich der Nutzer, keine pornografischen, gewaltverherrlichende oder volksverhetzende Inhalte darzustellen, nicht zu Straftaten aufzurufen oder Anleitungen hierfür darzustellen und keine Leistungen anzubieten oder anbieten zu lassen, die pornografische und/oder erotische Inhalte zum Gegenstand haben.

Alle Anbieter sehen eine Möglichkeit vor, als problematisch wahrgenommene Videos dem Anbieter zu melden – bis auf Myvideo befindet sich hierfür jeweils ein Link auf der Seite des Videos, der direkt zu einem Meldeformular führt. Bei Myvideo hingegen ist dieses Formular so gut versteckt, dass ich es erst nach längerer Suche über die Hilfe-Seite unter www.myvideo.de[2] gefunden habe. Den Link zum Video darf man dort dann ebenso per Hand einfügen wie den Namen des Benutzers, der das Video eingestellt hat. Der Name des einstellenden Benutzers steht dabei auf der jeweiligen Video-Seite 👿

Sehr unterschiedlich fällt allerdings der Datenhunger der Anbieter beim Meldevorgang aus. Während bei Youtube sogar eine Anmeldung erforderlich ist, wollen zumindest die beiden deutschen Anbieter clipfish und Myvideo den Namen und die E-Mail-Adresse des Petzenden wissen. Inwieweit das zur Bearbeitung der Meldung erforderlich ist, erschließt sich mir absolut nicht – und die vom Gesetzgeber geforderte „Datenvermeidung“ sieht ganz sicher anders aus.

Die erforderliche Anmeldung bzw. Preisgabe persönlicher Daten stellt jedenfalls eine zusätzliche – und überflüssige – Hemmschwelle dar. Falls ich ein pornografisches bzw. „problematisches“ Video melden wollte, würde ich hier definitiv eine „anonyme“ Variante vorziehen – und es ansonsten einfach lassen…

Inwieweit diese Hemmschwelle absichtlich eingeführt wurde, um z.B. eine denkbare Flut von Meldungen zu vermeiden, kann ich nicht beurteilen; vielleicht ist es auch einfach „praktizierte Betriebsblindheit“ – oder ein Fehler im jeweiligen Konzept.

Die betreffenden Anbieter würden jedenfalls gut daran tun, hier Abhilfe zu schaffen, da sonst der Eindruck entstehen könnte, das dort der Umgang mit Regelverstößen zu „lasch“ gehandhabt wird. Und das kann – im Falle der beiden deutschen Anbieter clipfish (RTL) und myvideo (ProSiebenSat1) – ebensowenig im Interesse der Betreiber sein wie der grenzwertige Umgang mit dem Thema „Datenschutz“…

Nachtrag 07.09.06, 10:03 Uhr:
Eins muss ich wohl noch nachtragen: Auf den meisten Websites bin ich in der Regel mit deaktiviertem JavaScript unterwegs, so auch bei Myvideo. Nachdem ich eben – nach einem Kommentar von Schrottie – bei Myvideo kurzfristig JavaScript zugelassen habe, kam ich auch in den „Genuß“ des „Video melden“-Links. Dort kann man dann in der Tat ohne Angabe von persönlichen Daten „petzen“.

Eine ausschließlich auf JavaScript basierende Lösung ist in meinen Augen allerdings kaum besser als der von mir „gefundene“ umständliche Weg…

7 Gedanken zu „Pornos petzen beim Videohost

  1. Schrottie

    Also wenn wir beide jetzt das gleiche Filmchen meinen, dann muss man da nicht mal großartig stöbern. Immerhin genügt es bei MyVideo auf „Videos“ zu klicken und es taucht sofort auf.

    Allerdings gebe ich Dir durchaus Recht was die Umständlichkeit des Meldens betrifft. Normalerweise sollte es kein Problem für den Hoster sein, neben jedes Video ein kleines Bäppel „Verstoß melden“ zu setzen. Dabei läuft der Hoster zwar Gefahr das auch Spaßeldungen reinkommen, aber der eigenen Seriösität wegen sollte man das in Kauf nehmen können.

  2. Schrottie

    Hui, ich muss mich da doch gleich revidieren: Irgendwie war mir das noch nie aufgefallen, aber jetzt wo es auf dieses Thema kam, bemerkte ich es: Direkt unter dem Video (bei der Kommentarfunktion) ist der Meldebäppel. Ein Klick darauf führt zu einer Auswahlbox, in der man den Grund der Meldung angibt und ohne weiteres wird abgeschickt. Ohne Angabe persönlicher Daten.

  3. Nick

    Hallo zusammen,

    habe mir das mal angeschaut, bei den verschiedenen Anbietern und bei allen eine Videomeldefunktion gefunden. Und auch bei myvideo kann man direkt unter jedem Video über einen Button dieses melden.

    Geht ganz komfortabel. Schade finde ich allerdings, dass man bei einigen Portalen alle Video schauen darf, jedoch nicht überall dieses auch als pornografisch etc. melden kann. Gut aber dafür kann man sich bei youtube auch schnell anmelden- soll ja auch ein Community-Feature sein.

  4. Stefan Evertz Beitragsautor

    @Nick: Wie oben im Update geschrieben, ist bei Myvideo diese Funktion nur bei aktiviertem JavaScript möglich – was bei dir offensichtlich der Fall ist.

  5. sanosuke-sagara

    ich schließe mich im großen und ganzen dem schreiber des artikels an. es ist sehr umständlich und hemmend, zu melden, egal ob es sich nun um pornos handelt oder um sonstige bedenkliche dinge. natürlich ist es verständlich, dass man eine „melde-flut“ verhindern will. aber da gibt es ja schließlich auch die möglichkeit, diese melde-spammer dann einfach zu sperren. so handhabt man es ja auch beispielsweise in internetforen.

  6. Michael

    Petzen ist doof. Aber Dein Flash Plugin ist toll. Mir gefällt besonders der schlichte MP3 Player. Ich lass grad den Sputnik damit piepsen.

    Gruss

    Michael

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