Eigentlich gehört es zum Standardverfahren bei vielen Social Media-Nutzern beim Bewegen in der realen Welt: Unterwegs wird „eingecheckt“, gerne während des Transportes mit Auto oder ÖPNV und natürlich beim Betreten von „Locations“ wie Restaurants, etc. Eigentlich, denn bei mir und einer gefühlt stetig wachsende Zahl von Bekannten und Freunden wird das Interesse an den diversen Check-Ins immer kleiner. Es zeigt sich eine gewisse Müdigkeit – manche checken sogar nur noch an Locations ein, wo sie noch nicht waren. Da passte es gut, dass am Wochenende in Dortmund das 4sqcamp stattfand – ich war gespannt, ob das Thema „Foursquare / Geodaten, etc.“ genug Futter für ein BarCamp hergeben würde und noch mehr interessierte mich, welches „professionelle“ Potenzial das Thema in Deutschland hat. Und auch wenn ich nur am ersten Tag teilnehmen konnte, fällt das Fazit leider negativ aus.
Dabei ist die „lokale“ Perspektive grundsätzlich sehr spannend (Beispiel „SO geht Lokaljounalismus„) – und bei weitem noch nicht ausgeschöpft, was die Ideen angeht. Immer mehr Dienste schicken sich an, regionale Informationen im Kontext (bzw. bezogen auf die physische Position des Users) bereitzustellen – auch Foursquare, aber auch Yelp oder TripAdvisor. Ich kann mir via App die nächste Starbucks- oder McDonalds-Filiale anzeigen lassen – oder einfach die nächstgelegene Bahnhaltestelle (inkl. Abfahrtszeiten). Der Bedarf dürfte angesichts einer wachsenden Verbreitung von Smartphones stetig wachsen. Und das Gesamtthema hat auch weiter Potential.
Ich wage aber zu bezweifeln, ob das für den Dienst Foursquare gilt. Wenn ich überlege, wie lange es dauert, bis ich einmal eroberte „Mayorships“ in vielfrequentierten Regionen (z.b. im Urlaubsbereich) wieder verliere, scheint es vielerorts extrem ruhig zuzugehen. Ähnliches hört man immer wieder hinter vorgehaltener Hand von Unternehmen mit diversen Filialen, Niederlassungen, etc. – da liegt die Zahl der Checkins auch schon mal unterhalb der Messbarkeit und es kommt oft nicht mal täglich ein Kunde via Foursquare vorbei – beobachtete Zunahme im Jahresvergleich: Gerne mal unter 10%…
Ja, ich mag Foursquare – auch als Teil meines persönlichen Netzwerk-Mixes z.B. bei Veranstaltungen und Reisen in andere Städte. Aber ich glaube, dass da noch sehr, sehr viel passieren müsste, um da in Deutschland wieder Schwung und Wachstum zu erreichen. Das wird schon angesichts der Fokussierung auf den amerikanischen / englischsprachigen Markt kaum passieren. Gute Aussichten für Foursquare sind das leider nicht.
Das eigentliche BarCamp war mit viel Herzblut von Achim Hepp und seinem Team organisiert und war rein organisatorisch definitiv gut. Das Dortmunder U war eine spannende und dankbare Location und spätestens mit der Currywurst zum Mittagessen war endgültig alles im grünen Bereich. Auch die Themen waren durchaus vielfältig – viel drehte sich um das Thema Foursquare, aber es gab auch andere Facetten (z.B. das Thema „Geodaten und ÖPNV“ oder mein Vortrag „Social Media Monitoring und Geolokalisierung„, die mit spürbarem Interesse angenommen wurden). So konnten immer drei Sessions parallel stattfinden und es kam die bei BarCamps fast selbstverständliche „Qual der Wahl“ auf:
Vielen Dank jedenfalls an die Organisatoren und die Sponsoren DigitalSTROM, StaffXperts, Frank Tentler, sijox, Rossmann, Kreative Kommunikationskonzepte, Dortmund kreativ, allesfoursquare, malihinamedien, RuhrNachrichten.
Weitere Berichte:
- Cortex digital: Social Buzz zum 4sqcamp
- Kai Thrun: 4sqcamp: Das Nischencamp für Location Based Services-Nerds (Danke auch für die Sponsoren-Liste!)
Pingback: Social Buzz zum 4sqcamp | Cortex digital
Hi Stefan, Danke für Deine Gedanken zu Foursquare.
Ich habe keine Zahlen, also kann ich nur über mein Gefühl der 4sqr Nutzung schreiben. Demnach sind wir hier in Deutschland nur mit einer relativ kleinen Gruppe auf 4sqr unterwegs. Und Leute, die früher all ihre Checkins auch noch public getwittert haben, meiden jetzt Foursquare aus Angst for der NSA.
Mein Gefühl besagt aber auch, dass es in anderen Ländern ganz anders aussieht. Ich habe die Venues nicht immer genau untersucht – aber sowohl in den USA als auch in Russland bin ich im letzten Jahr einer Menge „Swarms“ begegnet. Und meine wenigen Mayors dort haben nicht lange gehalten.
Hast Du aus dem 4sqrcamp eine Stimmung mitnehmen können? Ich gehe ja mal davon aus, dass wenigstens die Teilnehmer eifrige 4sqr-Nutzer sind/waren…
Gruß, Jörg
Möglicherweise muss ich da nochmal im Artikel etwas nachjustieren. Denn natürlich meinte ich nicht Foursquare weltweit (da erleben wir in jedem Fall eine weitaus höhere Nutzungbereitschaft als in DE, davon kann jeder Reisende etwas erzählen), sondern hier in Deutschland. Und damit aus einer Nische etwas in Richtung Mainstream geht, müssten da weiter hohe Wachstumsraten vorliegen, was nicht der Fall zu sein scheint. Und da nun gefühlt immer mehr „Early Adopter“ zurückhaltender werden, komme ich zu dieser pessimistischen EInschätzung.
Jörgs Eindruck drängte sich mir auch auf – durch die neu erwachte Angst über Bespitzelung (bei handies deren Standort ohnehin über Triangulation ermittelt werden kann und wird) bringt das kosten/nutzen-gefälle weiter in schieflage. Die dringende frage ist: welche Vorteile kann 4sq unternehmen bieten und die wiederum ihren kunden? Was ist ein check-in wert, und wie belohnt man ihn direkter? Wenn das nur ein unternehmen nachhaltig beantworten kann besteht eine Chance für die Plattform.
Was ist denn der Vorteil, der dem Nachteil der Ãœberwachung gegenüber steht? Warum soll ich irgendwo lokal „einloggen“, wenn ich doch auch auf GoogleMap und diversen Navis sowie Apps die Restaurants, Hotels, Läden und Geldautomaten im Umkreis checken kann? Damit ich in noch mehr auswertbaren Datenbanken vertreten bin?
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Ich schließe mich den Vorschreibern an. Hier in London behält man seine Mayorschaft nicht lange, die meisten Restaurants, die gut sind, haben 50+ Tipps und genauso viele Bilder. Ich war gerade in Barcelona und habe mich bei meinem Aufenthalt ausschließlich auf Foursquare verlassen und wurde nicht enttäuscht. So habe ich das beste Omlette gefunden, das ich in meinem Leben je hatte, und ein superkleines chilenisches Steakhouse. Foursquare ist nicht tot. Jedenfalls nicht in nicht-deutschen Metropolen.
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Hmm, ich nutze erst seit kurzem 4sq und finde es durch die SoMe-Geschichte drumherum ganz nett, auch wenn ich keinen persönlichen Nutzen darin sehe.
Andererseits sehe ich auch kein NSA-/Ãœberwachungsproblem. Wer die Handys der Regierung, EU & Co. überwachen kann, wird auch kein Problem damit haben, Funkzellenabfragen zu machen. Ich möchte jetzt nicht zu politisch werden, aber es scheint mir leicht einfältig zu sein, auf facebook & Co. zu schimpfen, anstatt von der Regierung zu verlangen, sie soll endlich mal ihre verd* Arbeit machen und das Grundgesetz verteidigen…
Aber schade ist schon, dass 4sq nicht so richtig zündet, ich finde es amüsant und werde mich weiterhin einchecken und hoffentlich mal so weit kommen, mit irgendwem um die Mayorship kämpfen 🙂
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