Videocamp à la Schweiz (Gastartikel)

von Katja Wenk am 04.11.12 um 19:10 Uhr |

Es war eine kleine, aber feine Runde, die sich am Samstag an der HTW Chur zum ersten Videocamp der Schweiz zusammengefunden hat. Eingeladen hatte Jürgen Müller, Dozent des Weiterbildungsstudiums Multimedia Communication der HTW, der die Idee nach den Videocamps in Deutschland nun in die Schweiz gebracht hat. 

HTW Chur

Nach dem Willkommen, einem Kaffee und dem WLAN-Zugang  fingen wir pünktlich um zehn Uhr mit der Vorstellungsrunde an. Gekommen waren knapp 30 Teilnehmer, einige davon Praktiker mit Film- und TV-Erfahrung, überwiegend aber Studierende des TV-Majors der HTW. Das Sessionboard füllte sich im Anschluss wie von selbst – mit sehr vielseitigen Themen. Für die kleine Runde sehr beachtlich.

Die Sessions

In der ersten Session stellte Martin Vollenweider interaktive Videos vor, u. a. TippEx’ „A Hunter Shoots a Bear“ und die Schweizer Beispiele „Lost in Val Sinestra“ sowie „Die Suche nach dem Drachenstein“. Die anschließende Diskussion drehte sich vor allem um die technischen und erzählerischen Möglichkeiten (welche Programme gibt es, wie lässt sich YouTube nutzen), die sinnvollen Einsatzgebiete interaktiver Videos (z. B. für Branding und Produktvideos) und inwiefern sich interaktive Elemente auch für Dokumentarfilme eignen (Fazit: Mehrwert mit Blick auf Kosten und Aufwand fraglich), der nach den Videocamps in Düsseldorf und Berlin in diesem Jahr diese Idee nun in die Schweiz gebracht hat.

Pascal Fessler über Medienkonvergenz

Zum Thema Medienkonvergenz erzählte Pascal Fessler dann vom Umbau des Blick-Newsrooms, in dem heute die verschiedenen Bereiche und Redaktionen eng miteinander verbunden sind – zumindest lokal. Inhaltlich funktioniert dies vor allem im Bereich Foto, weniger aber für Text und Video. Bisher hapert es in vielen Fällen am Verständnis für andere Medienformen. Interessant waren in diesem Zusammenhang die Erfahrungen der HTW-Studierenden. Sie müssen während ihres Studiums verschiede Bereiche der Kommunikationsarbeit (von Print-Journalismus über Öffentlichkeitsarbeit bis zu TV- und Filmproduktion) durchlaufen und erhalten so den notwendigen Überblick.

Nach der Mittagspause wurden die zwei vorgeschlagenen Sessions – zu The Voice of Germany und Social TV – kurzerhand zusammengelegt. Nachdem ein Student das Konzept von The Voice und die integrierten Social- und Second-Screen-Angebote rund um das Format vorgestellt hatte, drehte sich die Diskussion vor allem um Sinn und Notwendigkeit von Social TV. Die überwiegende Meinung der Teilnehmer war: Schnickschnack, den man nur nutzt, weil das Fernsehprogramm langweilig oder belanglos ist. Also alles nur Hype? Oder ist das Fernsehen gar ganz tot? Nicht ganz, meinten die Teilnehmer und sahen die Chancen vor allem bei anspruchsvollen Inhalten, TV on demand und dem Zugang auf allen Geräten. Twittern beim Fernsehen und Social-TV-Apps mit zusätzlichen Informationen (wie z. B. Couchfunk oder das TVoG-eigene Connect) fand aber trotzdem niemand so richtig sinnvoll.

In der entspannten, unaufgeregten Session  Editing im TV-Bereich erzählte Christian Ledermann dann von seiner langjährigen Arbeit als Cutter: von den Anfängen mit Film und Videokassetten (und dem ernormen Aufwand für Effekte) bis zur heutigen digitalen Arbeit (bei der nachträgliche Effekte zwar Gang und Gäbe, aber nicht immer sinnvoll sind).

In der letzen Session ging es ganz praxisorientiert um das geeignete Equipment. Jürgen Müller zeigte das neueste Go-Pro-Video, das mindestens so sehr Lust auf Outdoor-Sport machte wie auf die Kamera selbst. Und Reto Kuhn erklärte die Vor- und Nachteile von DLSRs beim Filmen und worauf man achten muss (gute Lichtverhältnisse, externes Mikro und Aufnahmegerät). (Mehr dazu auch in seinem Blogpost zum HTW Videocamp.)

Fazit

Die Themen waren vielseitig, die Unterhaltungen und Diskussionen spannend und sehr fundiert. Sie haben vom sehr regen Austausch aller Teilnehmer profitiert. Interessant war für mich vor allem der etwas andere Fokus – weniger Web und digital, dafür mehr Dokumentarfilm und klassisches Handwerk.

Vielen Dank an die HTW als Gastgeberin, die Organisatoren und alle Teilnehmer des ersten Videocamps in der Schweiz. Ganz wie die Schweiz war auch das Videocamp zwar klein, aber hervorragend organisiert und sehr professionell. Ich freue mich aufs nächste Videocamp in der Schweiz. 🙂

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Katja Wenk ist Web & Social Media Officer an der Universität St.Gallen, twittert fleißig (ist auch bei XING und Facebook) und will, wenn sie groß ist, auch richtig bloggen. 😉

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