Ein Feedburner-Problem – und ein schwieriger Abschied

von Stefan Evertz am 27.05.07 um 16:26 Uhr |

Eigentlich bietet der Dienst Feedburner (www.feedburner.com) einige Vorteile: Nachdem Feedburner den RSS-Feed eingelesen hat, stellt er ihn dann unter einer separaten Adresse auf den Feedburner-Servern bereit. Er entlastet so – gerade bei höheren Leserzahlen – spürbar den eigenen Server, da der RSS-Feed über Feedburner verteilt wird. Weiterhin „misst“ bzw. liefert der Dienst die konkreten Leserzahlen – bei allen Zweifeln an der Präzision der Messung läßt sich so zumindest die Größenordnung der Leser abschätzen.

Wachsende Feedburner-Nutzung per Weiterleitung
Nach und nach dachten deshalb immer mehr Blogger darüber nach, Feedburner einzusetzen. Neben der technischen Seite der Umstellung stand dabei vor allem eine Sorge im Vordergrund: Die Kontrolle über den Feed-URL zu behalten, d.h. im Falle einer späteren Entscheidung gegen Feedburner nicht alle Abonnenten an Feedburner zu „verlieren“.

Als sinnvoll erscheinendes Mittel wurde dann die Form des „Redirect“ eingesetzt, d.h. als Feed-URL wurde eine Adresse auf dem eigenen Blog angegeben und diese dann per htaccess oder – etwas komfortabler – per Plugin auf den „neuen“ Feedburner-URL umzuleiten – und zwar so, dass der jeweilige Leser im Falle des Abschieds von Feedburner weiterhin die neuesten Artikel bekommt, da einfach die Weiterleitung deaktiviert wird.

Das Browser-Problem: IE 7 und Firefox 2
So weit, so gut. Auch hier im Blog fiel irgendwann die Entscheidung „pro Feedburner“ und der „Weiterleitungs-Trick“ funktionierte gut – sowohl in den klassischen Feedreadern als auch in Firefox (Stichwort „Dynamische Lesezeichen“). Und dann kamen im letzten Herbst der neue Internet Explorer 7 sowie die Version 2 von Firefox heraus – und das Drama nahm seinen Lauf.

Denn diese beiden Versionen interessieren sich leider überhaupt nicht für die gewählte (temporäre) Form der Weiterleitung bzw. springen direkt auf die Feedburner-URL. Nahezu jeder Versuch, den „eigenen“ URL komfortabel in die Dynamischen Lesezeichen (Firefox) bzw. in die Kategorie „Feeds“ (IE7) aufzunehmen, scheitert – nur bei Firefox kann man nachträglich die URL anpassen. Als Konsequenz passiert bei diesen beiden Nutzergruppen genau das, was nicht passieren soll: Die Leser hängen bei Feedburner fest! Da ich davon ausgehe, dass diese beiden Browser im Zuge der wachsenden Verbreitung von RSS eine immer größere Bedeutung bekommen werden und viele Benutzer die Nutzung eines eigenen Tools wie Bloglines, etc. scheuen werden, steht zu befürchten, dass so mittelbar die gewünschte Kontrolle über „meinen“ Feed-URL verloren gehen wird – irgendwie ein KO-Kriterium … 🙁

Wie könnte ein Abschied gehen
Und da gerade einige Blogger über den Abschied nachdenken (siehe http://www.sichelputzer.de/2007/05/24/feedburner-auf-das-abstellgleis/) oder ihn bereits eingeleitet haben (siehe praegnanz.de), habe ich mir mal die Möglichkeiten angesehen, die Leser möglichst komfortabel wieder auf den richtigen Pfad den eigenen URL zu lotsen. Richtig gut sieht es dabei nicht aus.

Die jeweiligen Leser werden in jedem Fall den in ihrem Feedreader bzw. Browser eingetragenen URL prüfen und im Zweifelsfall durch einen neuen URL ersetzen müssen. In Olivers Fall (siehe www.agenturblog.de) werden die Leser in jedem Fall den alten Feedburner-Feed löschen und durch einen neuen Feed-URL ersetzen müssen.

Variante 1: Die 30-Tage-Weiterleitung von Feedburner
Wenn man in der Administrationsübersicht auf „Feed löschen“ klickt, sieht man den folgenden Hinweis:

Screenshot ‘Feed bei Feedburner löschen’

Ein Klick auf den Link hinter „Mehr Informationen“ zur Traffic-Umleitung für 30 Tage gibt weitere Informationen:

30-Day Redirection Option

As a courtesy, FeedBurner offers publishers who delete a FeedBurner feed 30 days of complimentary traffic redirection. During the first 10 days of this 30 day period, subscriber requests for:

http://feeds.feedburner.com/XXX

wird zu Ihrem originalen Quellen-Feed umgeleitet:

http://www.YYY.de/ZZZ/

During days 11-20, requests for this feed will be sent a short XML redirect document. The NetNewsWire reader supports this redirection, and others are considering it. (Weitere Informationen …)

During days 21-30, this feed consists of a single content item that reads „This feed is no longer active. A new feed is located at http://www.YYY.de/ZZZ/.“

After day 30, your feed will be permanently deleted and return an HTTP 404 (feed not found) message. You can use this period to notify your subscribers of the change so they can update their feed readers with your original address.

Variante 2: Temporäres Blog
Als Ergänzung (oder Vorstufe) zu Variante 1 klingt der unter sw-guide.de beschriebene (und wohl noch nicht getestete) Weg durchaus interessant:

  • Blog-Leser per Beitrag über die Umstellung auf einen neuen Feed-URL zu informieren
  • Einrichtung eines temporären Blogs (z.B. bei wordpress.com)
  • Dort in regelmäßigen Abständen (einige Tage, später einige Wochen) Hinweise auf den Umzug veröffentlichen
  • Feedburner künftig mit dem Feed des temporären Blogs füttern, so dass auch die „Langzeit-Leser“ von der Umstellung erfahren.

Fazit
Zwei Dinge dürften aber – zumindest teilweise – nicht zu vermeiden sein, egal welchen Weg man wählt:

  • Die Leser müssen die Adresse des RSS-Feeds ändern.
  • Diese Änderung werden nicht alle Leser mitmachen, so dass die Leserzahlen des Feeds zurückgehen werden.

Dafür hat man am Ende wieder die volle Kontrolle über seinen eigenen RSS-Feed – gerade für durchaus „professionell“ orientierte Blogger dürfte daher kaum ein Weg am „Rückbau“ vorbeiführen…

4 Gedanken zu „Ein Feedburner-Problem – und ein schwieriger Abschied

  1. Ralf

    Ein Totschlagkriterium das man auf alle externen Dienste übertragen kann. Was mache ich z.B. wenn Flickr eines Tages seinen Dienst einstellt? Alle Beiträge händisch durchgehen und die Bild-URL ändern? Wäre eine Möglichkeit.
    Eine andere Möglichkeit wäre es die Beiträge automatisch zu durchforsten und die Änderungen automatisiert ablaufen zu lassen. Allerdings müsste man dazu erst einmal alle Fotos woanders hochladen und dann auch noch die ursprüngliche Flickr-URL der neuen URL zuordnen.

    So. Und dieses Szenario kann man nun auf alle beliebigen externen Dienste (Bilder- und Podcasthosting, Counter, Kommentarfunktionen u.dgl) übertragen. Wenn man sich also entscheidet einen externen Dienst zu verwenden, dann sollte man sich VORHER genaustens überlegen wer hinter dem Dienst steckt und das dieser Dienst eines Tages auch mal verkauft werden könnte. Dieses „Ich nutze xyz nicht mehr weil es an abc verkauft wurde“ ist sowas von albern…
    Aber es ist ja auch durchaus denkbar das ein Dienst einfach verschwindet oder unerträglich langsam wird. Bsp. Gravatar. Auch hier sollte man sich vor Verwendung solcher Dienste überlegen wie wichtig einem der Dienst ist und was man machen kann wenn er nicht mehr funktioniert oder nicht mehr verwendet werden soll.

    Externe Dienste für essentielle Blogfunktionen zu verwenden ist mir mittlerweile ein graus. Ich würde nichts mehr an einen externen Dienstleister auslagern was ich nicht binnen weniger Handgriffe auch selber wiederherstellen kann. Da ist es mir völlig egal wie gut oder komfortabel der externe Dienst ist.
    Gerade bei Feedburner finde ich es extrem albern dieses zu nutzen. Die Statistiken die Feedburner anbietet kann man sich selber erstellen. Die meisten Counter-Scripte können dies. Und auch die Performance der RSS-Auslieferung kann man bei stark besuchten Seiten sehr einfach verbessern. Denn WordPress generiert bei jedem RSS-Abruf den RSS-Feed dynamisch neu. Egal ob ein neuer Beitrag hinzugekommen ist oder nicht. Die Lösung ist denkbar einfach. Man generiert bei jeder Veröffentlichung eines Beitrages eine statische Datei die den Inhalt des RSS-Feeds enthält. Diese kann vom Server gecached werden und wird somit wesentlich serverschonender ausgeliefert. Aber wozu einfach wenn es auch kompliziert geht?

  2. Tim

    Ich habe mich vor ca. einem Jahr für Feedburner entschieden. Der Grund war, dass die Serverbelastung einfach zu hoch war (habe zwar einen relativ kleinen Blog aber die Robots haben einfach so viel darauf zugegriffen, dass dem Server teilweise die Puste ausgegangen ist).

    Ich war immer zufrieden mit Feedburner – der Service hat gut funktioniert.

    Und jetzt nach dem Kauf durch Google bereue ich meine Entscheidung bitterlich und wünschte mir, dass ich nicht umgeleitet hätte.

    Nun gut, es wird mir eine Lehre sein – in Zukunft werde ich nicht wieder auf externe Dienste zugreifen. 😕

  3. Pingback: Pottblog

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