Mythos Breitband und Blog-Optimierung

von Stefan Evertz am 26.04.06 um 23:19 Uhr |

Es fing ganz harmlos an. Robert Basic fragte sich gestern unter www.basicthinking.de/blog:

…warum ich eigentlich heute Nachmittag wegen einem gekapptem T-DSL Anschluss ins Internetcafé ausgewichen bin, statt das Fritz-Modem zu nutzen,…
[…]
Aaaaaaber, was ein antikes Vergnügen: Man lernt wieder, nicht mehr so rasend schnell die Seiten zu scannen, sondern sich schön Zeit zu lassen.

Und ich musste an die Diskussion über die Geschwindigkeit des Feedburner-Dienstes denken, die bei Jörg Petermann unter www.einfach-persoenlich.de nachzulesen ist – und bei der durchaus anklang, dass ja DSL schon sehr weit verbreitet sei (wenn nicht gar schon fast „normal“).

Hier brummt jedenfalls seit gut zwei Jahren ein „DSL 3000“-Anschluß, der möglicherweise die Wahrnehmung der Surfgeschwindigkeit verzerrt. Und auch über die diversen Informations- und Werbekanäle entsteht meines Erachtens der Eindruck, dass die vielbeschworenen „Breitband“-Anschlüsse eigentlich schon selbstverständlich sind.

Aber wieviel Breitband haben wir eigentlich hier in Deutschland? Und was kann das für die Gestaltung eines Blogs bedeuten?

Wieviel Breitband gibt es?
Erste Anlaufstelle war die T-Com, die schließlich immer noch so ziemlich jedes Kabel in Deutschland gelegt hat. Schon nach sieben Stunden bekam ich die folgende Rückmeldung auf meine E-Mail-Anfrage:

Bis heute hat die T-Com es geschafft, bereits 91 Prozent aller T-Com Anschlüsse (ca. 38 Millionen) die Möglichkeit zu geben, sofort T-DSL zu bekommen (ca. 34,5 Millionen).
Ende März 2005 waren rund 6,4 Millionen T-DSL Anschlüsse in Deutschland in Betrieb.

Da ich DSL immer noch als „Ballungsgebiet-Breitband“ im Hinterkopf hatte, war ich doch angenehm überrascht über die weitreichende Verfügbarkeit. Die konkreten Marktanteile ergaben sich dann aus dem Jahresbericht 2005 der Bundesnetzagentur (siehe auch www.bundesnetzagentur.de). Danach waren Ende 2005 etwa schätzungsweise 10,4 Mio. DSL-Anschlüsse geschaltet, wovon 6,4 Mio. auf die T-Com, 1,5 Mio. auf Reseller und immerhin 2,5 Mio. Anschlüsse auf Wettbewerber entfielen. Weiterhin wurden etwa 300.000 Breitband-Anschlüsse anderer Machart erfasst (Powerline, Satellit und vor allem Kabelmodem). Der rosa Riese hat somit einen „technischen“ Marktanteil von etwa 72%. Weiterhin wird mindestens in jedem vierten Haushalt ein DSL-Anschluß genutzt.

Wieviele nutzen was?
Im folgenden habe ich dann verschiedene Studien gefunden, die auch Aussagen zu den verschiedenen Anschlußarten enthalten:

  • ARD/ZDF-Online-Studie („ARD/ZDF“, Zeitraum: 2005; siehe auch www.daserste.de)
  • Arbeitsgruppe Online-Forschung („AGOF“, Zeitraum: 3. Quartal 2005; siehe auch www.agof.de)
  • Forschungsgruppe Wahlen („FW“, Zeitraum: 2005 / 1. Q. 2006; siehe auch www.forschungsgruppe.de)

Anschlußarten 2005 / 2006

Die Werte zeigen zwar eine zunehmenden Anteil von DSL (und anderen Breitband-Anschlüssen wie z.B. Kabel, Satellit); letztendlich kommt man zur Zeit aber nur auf einen Anteil für DSL / Breitband von etwa 50% (laut FW). Der verbleibende langsamere Rest ist jedenfalls zu groß für ein gallisches Dorf…

Wie schnell wird eine Seite geladen?
Für die folgenden Berechnung habe ich dann die folgenden Werte verwendet:

  • Größe einer Website: 200 KB (Durchschnittsgröße der Startseite bei mehreren Blogs)
  • Downloadgeschwindigkeit DSL: 94 KB / s (Basis T-DSL 768)
  • Downloadgeschwindigkeit ISDN: 8 KB / s
  • Downloadgeschwindigkeit Analog: 5,6 KB / s (Annahme: Eine 1:1-Verteilung von Modems mit 56k / 33.6)

Abruf Website in Sekunden

Ausgehend von einer „Geduldsspanne“ des Besuchers von 10 Sekunden fallen so also bei der Musterwebsite von 200 KB sowohl die Nutzer eines analogen Modems als auch eines ISDN-Anschlusses raus – und klicken weiter.

Fazit:
Nur 50% aller Internet-Nutzer verwenden DSL, alle anderen müssen deutlich länger auf die vollständige Darstellung der Seite warten. Es macht daher Sinn, zumindest zentrale Elemente eines Blogs (Startseite, Bilder) auf ihre Größe – und somit „Geschwindigkeit“ – hin zu überprüfen.

Dabei könnten erste Schritte so aussehen:

  • Auf Start- / Ãœbersichtsseiten nur „Anreißer“ der Artikel darstellen
  • Bilder und längere Texte nur in der Langfassung, also dem eigentlichen Artikel, anzeigen
  • Bilder auch auf Größe hin optimieren
  • Anzahl der Artikel pro Seite reduzieren
  • Code der Seite bereinigen

Ein gutes Tool zur Ermittlung der realen Seitengröße (inklusive Bilder) ist übrigens Webexact (webxact.watchfire.com, englisch, JavaScript erforderlich), das nebenbei auch noch die Barrierefreihet der Seite prüft.

(u.a. via www.golem.de[1], www.golem.de[2])