Warner Home Entertainment will ab März 2006 etwa 80 Filme und Fernsehsendungen zeitgleich zur Veröffentlichung auf DVD auch im Internet zum Downlad anbieten. Die Abwicklung soll dabei durch die Plattform „In2Movies“ erfolgen, die Warner zusammen mit der Bertelsmann-Tochter Arvato betreiben will bzw. wird. Die Daten sollen dabei zumindest teilweise per „Peer-to-Peer“-Technik verbreitet werden (siehe auch de.wikipedia.org/wiki/Peer-to-Peer).
Unter www.teltarif.de ist weiterhin nachzulesen:
Der Preis für den Endverbraucher soll im Bereich einer Kauf-DVD liegen, Kunden können den heruntergeladenen Film uneingeschränkt behalten.
Ich bin allerdings sehr skeptisch, ob sich dieser Versuch, ein Download-Angebot für Filme zu etablieren, durchsetzen wird. Das Kernproblem dürfte doch weiterhin darin bestehen, dass das Abspielen des so erworbenen Films nur am PC möglich ist, schließlich sollen ja die Urheberrechte geschützt werden – und das dürfte „offene“ bzw. unsichere (Speicher-)Formate wie Video-CD oder DVD ausschließen.
Wenn sich aber „Otto Normalverbraucher“ den Film nicht einfach als Silberscheibchen in seinen DVD-Player legen kann, wird er bei der Kauf-DVD bleiben. Diese wäre dann genauso teuer bzw. letztendlich preislich interessanter, vor allem wenn man den Aufwand für Rohling, Hülle und natürlich das Brennen rechnet. Von den Menschen, die keinen oder für solche „Multimedia-Aufgaben“ ungeeignete PC haben, will ich an dieser Stelle gar nicht reden.
In diesem Sinne zähle ich dann wohl auch zu den potentiellen Nichtkunden solcher Angebote: In meinem Wohnzimmer hat der Computer nämlich nichts verloren – und der besagte (Zusatz-)Aufwand zur Scheibenproduktion ist mir im Zweifelsfall auch zu hoch.
Zum Abschluß sei aber noch eine interessante (und quasi kostenlose) Variante erwähnt, an weiteres „kostengünstiges Futter für die DVD-Sammlung“ zu kommen: Filme, die (mittlerweile) Copyright-frei sind.
Das Internet Archive sammelt unter www.archive.org/details/feature_films schon seit längerem diverse Filme und bietet diese auch zum Download an, z.T. sogar in mehreren MPG-Varianten. Der Fritz-Lang-Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ von 1931 ist z.B. in den Formaten MPEG4 (64Kb und 256Kb), MPEG1 und MPEG2 verfügbar (www.archive.org/details/M_, englisch).
Das Brennen (bzw. Konvertieren) für den Einsatz im Wohnzimmer muss dann aber wieder jeder selber übernehmen… 😉
(via www.golem.de, www.netzeitung.de, blog.patrickkempf.de, www.netzwelt.de)
Update 12.04.06, 21:04 Uhr
Seit heute können unter www.in2movies.de die ersten Filme heruntergeladen werden – und den Film „Harry Potter und der Stein der Weisen“ gibt es bis Ostermontag gratis dazu, wie auch www.golem.de berichtet:
Geschützt werden die Kaufvideos durch Microsofts Rechtesystem Windows Media 10, wobei bis zu drei unterschiedliche Abspielgeräte erlaubt werden. Filme erwerben und abspielen kann man nur nach einer Anmeldung und dem Download (46 MByte) einer speziellen Client-Software für Windows XP und dessen Media Center Edition. […] Damit ist das ganze Angebot vorerst nur für Windows-PC-Besitzer nutzbar, zumal sich die Filme nur zum Backup auf DVDs brennen, aber mit herkömmlichen DVD-Playern nicht abspielen lassen.
Wer die über in2movies erworbenen Filme auch unterwegs betrachten will, ist vorerst auf Notebooks beschränkt. Allerdings ist es geplant, irgendwann auch tragbare Video-Abspielgeräte zu unterstützen. Ein Mac- und ein Linux-Client sind derzeit nicht in Planung – erst bei genügend Nachfrage könnte sich dies ändern.
Auf der Startseite von in2movies gibt es dann noch einen interessanten „Anreißer“:
Erleben Sie die Top-Qualität von in2movies auf Ihrem Fernseher. Wir erklären Ihnen, wie es funktioniert.
Einen Herzschlag lang dachte ich schon, dass hier doch jemand an den „normalen“ Wohnzimmer-Kunden gedacht hätte – bis ich dann nach einem Klick eine mehr als knappe Beschreibung vorfand, wie ich den Fernseher an den PC anschließe 🙁
Update 13.04.06, 10:23 Uhr:
Wie www.netzwelt.de berichtet, knirschte es wohl etwas beim Start mit rund 300 Filmen und Serienfolgen:
Bisher befindet sich In2Movies noch im Beta-Test. Ganz offiziell soll es dann im Juni losgehen. Erste Nutzer berichteten pünktlich zum Test-Star am Mittwoch dann auch noch von einigen Pannen. So soll die Online-Registrierung gegen Abend über mehrere Stunden nicht erreichbar gewesen sein.
Der Beta-Status der Plattform geht übrigens amüsanterweise aus der Website selber nicht hervor – jedenfalls habe ich hierzu nichts gefunden :-/
Ähnliche Problem sind zwischenzeitlich auch bei www.golem.de[2] zu lesen; neben Geschwindigkeits- und Qualitätsproblemen ist dort auch von einer Sicherheitslücke die Rede, die Nutzern den Zugriff auf die „Session eines anderen Nutzers“ ermöglicht. Das wäre dann allerdings ein bisschen sehr Beta…
Update 21.04.06, 11:28 Uhr:
Zwischenzeitlich hat man bei in2movies die ersten Konsequenzen aus den Startschwierigkeiten gezogen, wie www.golem.de[3] berichtet. Die beobachtete Sicherheitslücke wurde wohl schon am Karfreitag geschlossen, über Ostern wurde eine verbesserte Version der in2movies-Software bereitgestellt, mit der aber weiterhin „Verbindungsprobleme“ auftreten und die „Harry Potter“-Einführungsaktion wurde bis zum 23. April 2006 verlängert. Weiterhin soll künftig auch die Wiedergabe der heruntergeladenen Filme im Windows Media Player möglich sein, was aber nach Angaben von Golem noch nicht (immer) funktioniert.
Update 09.05.06, 08:57 Uhr:
Unter www.netzwelt.de[2] wurde gestern ein ausführlicher Test von in2movies veröffentlicht, der offenbar eine verbesserte Qualität der abrufbaren Filme vorgefunden hat:
Statt an Videotheken muss sich in2movies daher an DVDs messen lassen. Preislich und qualitativ kann der Online-Händler DVD-Niveau halten. Dennoch verliert in2movies den Vergleich mit dem Silberling aber derzeit: Zum Beispiel fehlen die unter Filmfreunden beliebten DVD-Extras, die einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg der DVD geliefert haben.
Weiterhin scheint Warner nun ab dem Sommer auch Filme (und Serien) direkt per BitTorrent (www.bittorrent.com, englisch) verbreiten zu wollen (siehe auch www.golem.de[4]):
Die Inhalte sollen als Video-on-Demand (VOD), also zum einmaligen Anschauen, aber auch als „Electronic Sell Through“ zum Kauf angeboten werden – jeweils zeitgleich mit der Veröffentlichung auf DVD.
Bei www.computerwoche.de ist ergänzend zu lesen:
Die Inhalte werden allerdings mit massiven DRM-Restriktionen (Digitales Rechte-Management) geschützt, um Raubkopien zu verhindern. Der Dienst soll im Sommer starten. Preise stehen noch nicht fest, sie könnten aber unter denen von Kauf-DVDs liegen.
Und das ganze gilt – natürlich wie so oft – nur für US-Benutzer (siehe auch www.netzwelt.de[3]). Aber wir in Deutschland haben ja in2movies :-/
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