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WM-Abschied

von Stefan Evertz am 10.07.06 um 8:14 Uhr |

So, nun ist sie vorbei, die WM. Und konsequenterweise habe ich soeben die Fahnen eingeholt – sowohl die virtuelle Fahne hier im Blog als auch die realen Fahne in Schirmständer und Auto.

Insgesamt waren es vier schöne Wochen, die durch einen dritten Platz der deutschen Mannschaft (siehe auch „Reife Leistung, Deutschland„) und einen bewegenden Auftritt gestern vor mindestens 500.000 Fans in Berlin abgerundet wurden. Und auch die Vertragsverlängerung von Jürgen Klinsmann würde auf eine breite öffentliche Zustimmung stossen, wie z.B. die mittlerweile 90.000 „Unterschriften“ auf www.klinsmann-muss-bleiben.de zeigen.

Nach dem gestrigen Tag bleiben aber auch einige unschöne Momente haften, die zumindest kurzfristig einen mehr als schalen Beigeschmack hinterlassen:

  • Als erstes wäre da sicherlich der unfassbare Kopfstoß von Zinedine Zidane zu nennen (siehe z.B. www.wm-blogger.de und www.basicthinking.de/blog), der ihm eine rote Karte und somit einen ausgesprochen unrühmlichen Abgang in seinem letzten Fußballspiel eingebracht hat. Ohne diese völlig sinnfreie Aktion hätten die Franzosen wohl ernsthaft mit Deutschland um den Titel „Weltmeister der Herzen“ konkurrieren können, egal wie das Finale ausgegangen wäre. So aber wurde jedwede Titelhoffnung mit einer Kopfbewegung zunichte gemacht – und dabei hätte ich es vor allem dem dem bis dahin durchaus majestätischen „Zizou“ wirklich gegönnt.
  • Sehr irritierend fand ich auch das Verhalten der italienischen Mannschaft rund um die Verleihung der Medaillen und des Pokals. Bei der Beobachtung der herumtobenden und -albernden Italiener im Fernsehen fühlte ich mich jedenfalls an ein Rudel irgendeiner Tierart erinnert, das sich um die Beute streitet. Kaum faßbar, dass diese Fußballer noch Minuten vorher als gutorganisierte Mannschaft und als „Team“ agiert hatten.

    Nun freut sich jeder Mensch – und wahrscheinlich auch jede Nationalität – auf seine bzw. ihre Art, aber einen „feierlichen Moment“ begeht man meines Erachtens anders. Es war wohl zuviel verlangt, sich zumindest für einen Moment zusammenzureißen, bevor dann eine euphorische und wilde Weltmeisterfeier beginnen konnte. Eigenwilliger Höhepunkt dieses Trubels war jedenfalls der Auftritt des (allerdings wohl immer) grimmig dreinblickenden UEFA-Präsidenten Lennart Johansson, der den Italienern den Pokal aus der Hand nahm, damit sie ihn dann durch den fast umgerannten Bundespräsidenten Horst Köhler „offiziell“ überreicht bekommen konnten.

  • Den nervenden Rahmen bildete allerdings einmal mehr der „Kommentator“ Reinhold Beckmann. Selbst bei mir als absolutem Laien kam immer wieder der Eindruck auf, dass er ein anderes Spiel sah als ich – und selbst dieses mehr schlecht als recht kommentierte. Da würde ich eher noch vier weitere Jahre das „Dream Team“ Gerhard Delling und Günter Netzer ertragen wollen, als ein weiteres von Reinhold Beckmann kommentiertes Fußballspiel auszuhalten.

    Und so konnte ich auch die Gründer der Aktion „Stoppt Beckmann“ (www.stopptbeckmann.de) gut verstehen – vor allem bis zu dem Moment, als Deutschland den Einzug ins Finale verpasste. Im Falle eines Weltmeistertitels der Deutschen hätten wir uns dann nämlich die nächsten Jahrzehnte immer wieder den Kommentare Beckmanns anhören dürfen – ähnlich wie das legendäre „Aus, aus, das Spiel ist aus – Deutschland ist Weltmeister“ (von 1954).

    Deshalb ist es doppelt bedauerlich, dass Reinhold Beckmann offenbar eine „eigene“ Vorstellung von Meinungsfreiheit hat, die er auch durch seine Anwälte durchsetzen möchte (siehe auch www.stopptbeckmann.de[2]:

    Herr Beckmanns Anwälte haben sich bei uns gemeldet. Uns droht nun eine Vertragsstrafe bei Nichtbeachtung einer Unterlassungserklärung. Die Höhe der möglichen Strafe bewegt sich in Sphären die man vermutlich nur als ARD Fußballkommentator erwirtschaftet, für uns jedoch weit außerhalb unserer Möglichkeiten liegt.

    (via luebue.blogspot.com)

Aber: Schön war es trotzdem 😀

WM-Song: Kostenloser Download bis 12.07.

von Stefan Evertz am 07.07.06 um 9:14 Uhr |

Er dürfte definitiv der „inoffizielle“ WM-Song sein, so oft wie man „’54, ’74, ’90, 2006“ bei den Spielen der WM in den Stadien gehört hat. Die Schöpfer des Liedes, die Sportfreunde Stiller, haben nun auf das Ergebnis des Halbfinalspiels reagiert und eine aktualisierte Fassung des Liedes herausgebracht. Denn das mit dem offiziellen Weltmeistertitel in diesem Jahr hat sich ja nun wirklich erledigt…

Erfreulicherweise kann man die neue Fassung „54, ’74, ’90, 2010“ kostenlos bis zum 12.07.06 unter www.sportfreunde-stiller.de als MP3-Datei herunterladen. Und nachdem der erste Ansturm erstmal den Server überlastet hatte, sollte nun einem schnellen Download und umgehenden Mitsingen nichts mehr im Weg stehen.

Schließlich müssen wir ja noch für die inoffizielle Weltmeisterfeier am Sonntag üben, wenn sich um 12:00 Uhr die deutsche Mannschaft auf der Berliner Fanmeile von den Fans verabschieden wird – und hoffentlich irgendeiner der öffentlich-rechtlichen Sender live überträgt…

In jedem Fall viel Spaß dabei 😆

(via www.taxi-blog.de/wordpress)

Italiener und Technik

von Stefan Evertz am 06.07.06 um 7:41 Uhr |

Für den Technikstandort Deutschland scheinen schwere Zeiten heraufzuziehen, da offenbar die Italiener wesentlich besser mit den Geräten umgehen können. Die folgende „Auswurftaste“ haben sie jedenfalls rechtzeitig finden und auch korrekt betätigen können (Idee und Gestaltung: www.popnutten.de):

Auswurftaste 'Deutschland'

(via wirres.net)

Reife Leistung, Deutschland

von Stefan Evertz am 05.07.06 um 9:56 Uhr |

Irgendwie schmerzt sie immer noch ein wenig, die gestrige Niederlage im Halbfinale gegen Italien. Und nach dem Doppelschock in den letzten zwei Minuten des Spiels kann ich noch mehr mit den Australiern fühlen, die nach einem mehr oder weniger ausgeglichenen Spiel doch noch in letzter Minute gegen Italien verloren haben. Ohne jede Objektivität hätte ich mir den Einzug der Deutschen ins Finale gewünscht, aber die Italiener waren einfach besser, glücklicher oder was auch immer. Scheinbar ist ein Deutscher Papst, aber sein Vorgesetzter ein Italiener 🙄

Aber das kann und soll die Leistung der deutschen Mannschaft nicht schmälern. Nach all den Jahren des „Stehfußballs“ und des häufig unansehnlichen Spielstils haben sie diesmal wirklich guten und „erfolgreichen“ Fußball gespielt.

Noch vor einem Monat hätten wohl nur ausgewachsene Optimisten ernsthaft auf den Einzug ins Achtel- oder Viertelfinale getippt. Und dann das: Angeführt von einem Schwaben, der wo scheinbar wirklich weiß, wie man aus einer Gruppe von Spielern mit sehr unterschiedlichen Charakteren und Erfahrungen eine kompakte und „reife“ Mannschaft formt, zieht sie ins Halbfinale ein und zählt somit aktuell zu den vier besten Mannschaften der Welt – und das z.B. vor England, Argentinien und Brasilien 😉

Insofern kann ich – wenn auch als ausgewiesener Laie – nur meinen Respekt und Glückwunsch zu dieser beeindruckenden Leistung aussprechen: Danke Jungs, ihr habt uns über drei Wochen lang träumen lassen. Und schließlich ist es nicht mehr lange hin bis zur EM 2008 😈

Fast noch bemerkenswerter finde ich aber die „gefühlte“ atmosphärische Veränderung in diesem Land, die offenbar durch die WM und irgendwie auch durch unsere Mannschaft sichtbar geworden ist.

Ich muß gestehen, dass ich nie gedacht hätte, mal eine Fahne zu kaufen, geschweige denn, sie in den Schirmständer, an unser Auto oder in unser Blog zu packen. Aber scheinbar war diese Veranstaltung ein „Katalysator“, um endlich den Ballast der Vergangenheit abzuwerfen und endlich entspannt mit den eigenen Symbolen umzugehen. Ich schrecke in diesem Zusammenhang zwar etwas vor dem Wort „Nationalstolz“ zurück, über das ich im (ansonsten wirklich lesenswerten) Artikel von Robert unter www.basicthinking.de/blog gestolpert bin (ebenfalls lesenswerte „Gegenrede“ bei www.silkester.de/blog). Denn hier klingt – zumindest in meinem Kopf – immer noch ein wenig der alte Chauvinismus mit, eine Nation sei besser als die andere. Und das war – bei allen „Vorurteilen“ über Wohnwagen, das Essen von Froschschenkeln oder der Umgang mit gestohlenen Autos – immer der falsche Denkansatz und ist erfreulicherweise auf einem mehr als absteigenden Ast.

Dennoch spielt hier möglicherweise der Begriff „Stolz“ eine wichtige Rolle, wenn auch in einem anderen Sinne. Noch heute erinnere ich mich an ein Zitat aus einer Rede von Maggie Thatcher (in den 80ern vermute ich): „Proud to be british“. Ich weiß, dass ich als Deutscher einen ähnlichen „deutschen“ Satz selbst in den 90ern nicht über die Lippe gebracht hätte – zu sehr hätte das für mich im Widerspruch mit dem dunklen Kapitel des Dritten Reichs gestanden.

Ich erinnere mich aber auch, dass ich diese Einschränkung stets bedauert habe, denn ich fand schon immer, dass man stolz sein kann, Bürger und somit Teil eines Landes zu sein, das wirklich demokratisch ist, das so „gleichberechtigt“ ist, dass mittlerweile sogar ein weiblicher Regierungschef möglich ist, in dem es ein nach wie vor ein funktionierendes soziales Netz gib und in dem es nicht nur verbriefte Grundrechte gibt, sondern auch ein funktionierendes Modell der Gewaltenteilung, dass zur Einhaltung dieser Grundrechte beiträgt – alles Aspekte unseres Lebens, die nichts mehr mit der Bürde der Vergangenheit zu tun haben. Und bevor hier nun die kritischen Kommentare aufschlagen („Was z.B. ist denn mit Hartz IV“, etc.), sollte man nicht vergessen, dass die Rahmen- und Lebensbedingungen, die wir hier in Deutschland vorfinden, viele Stockwerke über den Möglichkeiten angesiedelt sind, die Bürger anderer Länder haben – und das nicht nur in Ländern der dritten Welt.

Mir scheint jedenfalls die Zeit reif zu sein, um ohne irgendwelche politischen, rassistischen oder nationalistischen Hintergrund sagen zu können: „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ – oder eben „Proud to be german“. Und die Tatsache, dass diese WM zu einem wahren „Fest der Völker“ ohne den ausgesprochen schalen Beigeschmack der Filme von Leni Riefenstahl geworden ist, bei der sogar ein im Vorfeld schwerbelastetes Halbfinal-Spiel gegen Italien ohne nennenswerte Konflikte auf oder neben dem Platz möglich war, bestärkt mich in diesem Gedanken. Ich freue mich jedenfalls, dass ich um mich herum immer noch genau so viele Fahnen sehe wie gestern nachmittag – und hoffe, dass es bis zum Finale so bleibt.

Und nun sollten wir – trotz oder gerade wegen allem – die Italiener im Finale anfeuern. Denn schließlich können wir eigentlich nur vom künftigen Weltmeister besiegt worden sein 😉

Nachtrag 07.07.06, 09:45 Uhr:
Ãœber Robert (www.basicthinking.de/blog[2]) bin ich noch auf einen empfehlenswerten Artikel über „die Sache mit dem Nationalstolz“ gestossen, in dem vielleicht noch etwas deutlicher wird, warum und auf was „wir“ stolz sein könnten (siehe auch www.endl.de):

Ich will hier keinen neuen Nationalismus, ich will eine differenzierte Sichtweise darauf, dass Zugehörigkeitsgefühl und ein daraus abgeleiteter “Stolz” nicht nur Schattenseiten sondern auch viel Positives hat. Es ist schwierig, den Stolz zu kanalisieren, so zu kanalisieren, dass keiner der oben beschriebenen negativen Effekte entwickelt wird (”sich überheben”) – aber das sollte ja nicht entmutigen, nur weil es schwer ist.

WM-Textilien

von Stefan Evertz am 04.07.06 um 10:11 Uhr |

Zukunftsweisend – sowohl in Sachen Human Ressources als auch in Sachen Markenrecht – ist das folgende T-Shirt des Textil-Herstellers Bellybutton (siehe auch shop.bellybutton.de; JavaScript erforderlich):

T-Shirt 'Nachwuchsspieler WM 2026'

(Danke an B. für den Tipp!)

Und den passenden Tipp für die Reinigung der Trikots nach dem Spiel gibt es unter www.wm-blogger.de:

So sehen Siegertrikots aus