Google Earth und GoYellow: Kampf um Deutschland-Karte?

von Stefan Evertz am 25.03.06 um 13:39 Uhr |

Logo 'Google Earth' Google Earth ist aus dem (deutschen) Dornröschen-Schlaf aufgewacht, in dem es seit der Veröffentlichung als Beta-Version am 28.06.05 (siehe auch www.golem.de) lag. Seitdem waren nämlich weite Teile Deutschlands nur in extrem grober Auflösung verfügbar, die auch vor Großstädten nicht halt machte. Einen Eindruck der etwas willkürlichen Aussparung von Bilddaten kann man in der aktuellen Google Maps- / Google Local-Darstellung von Köln bekommen: maps.google.com; englisch, JavaScript erforderlich). Die „Datenlücken“ wurden auch zur Veröffentlichung der Final-Version von Google Earth am 11.01.06 (siehe auch www.golem.de) nicht (bzw. fast nicht) geschlossen.

Derweil ging der Telefon-Auskunft-Anbieter GoYellow.de Mitte Februar mit einem eigenen Dienst an den Start, der Satelliten-Aufnahmen in guter Qualität bereitstellt: www.goyellow.de/map (JavaScript erforderlich). Es bleibt reine Spekulation, ob die Einführung dieses Dienstes Google endlich aufgeschreckt hat; auch die am 06.03.06 erfolgte Bekanntgabe weiterer, noch detaillierter Karten für einzelne Großstädte (siehe auch www.goyellow.de/insight/blog) könnte dann den Druck weiter erhöht haben.

Jedenfalls ist seit knapp zwei Tagen ganz Deutschland in hoher Auflösung innerhalb von Google Earth verfügbar, wie auch bei „Keyhole“, der Quelle der Satellitendaten, nachzulesen ist (siehe auch bbs.keyhole.com):

We have updated the imagery database tonight. You’ll need to restart Google Earth to see it, but no new software is needed. Although updating to the latest is always a good idea.

We now have almost all of Germany covered in high-resolution, plus some really high resolution insets in cities like Berlin, Dortmund, and Frankfurt. Also we are now using TruEarth for our 15 meter basemap of the world.

Ich muss gestehen, dass ich „ganz Deutschland“ nur stichprobenartig geprüft habe; diese Ãœberprüfung ergab allerdings eine deutliche Verbesserung der Bildqualität, sei es in der Eifel oder in Köln, wo nun auch die Innenstadt deutlich zu sehen ist…

Die Daten sind allerdings (noch) nicht bei GoogleMaps / Google Local verfügbar, wobei dies vermutlich in absehbarer Zeit folgen dürfte. Es stellt sich nun die Frage: Könnte das Angebot von GoYellow gegen Google bestehen? Im folgenden habe ich daher zwei ähnliche Bildausschnitte zusammengestellt, um zumindest einen ersten Vergleich der Bildqualität zu bekommen…

Darstellung Reichstag bei „GoYellow Kartensuche“:
Reichstag bei 'GoYellow'
www.goyellow.de/map[2] (JavaScript erforderlich)

Darstellung Reichstag bei „Google Earth“:
Reichstag bei 'Google Earth'

Der Vergleich zeigt meines Erachtens, dass sich GoYellow nicht vor dem Riesen Google verstecken muss. Neben der höheren Qualität der Bilder (kräftigere Farben, bessere Kontraste) sind auch die deutschsprachige Oberfläche und der Einsatz sprechender URL Pluspunkte für den deutschen Dienst. Auch die Einbindung der Straßen in das Satelliten-Bild ist meines Erachtens bei GoYellow besser (und sichtbarer) gelöst.

Die Verfügbarkeit weltweiten Datenmaterials bei Google Earth und der schon legendäre „Flug“ über die Erdkugel dürften da eher für den gelegentlichen Fun-Nutzer oder einen ersten Vorab-Blick auf das exotische Urlaubsziel in Ãœbersee hilfreich sein.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich das weiterentwickelt und ob Google letztendlich doch die Nase vorn behalten wird – es wäre jedenfalls nicht das erste Mal :-/

Weitere Informationen:

(via www.netzwelt.de, www.heise.de)

Update 12.04.06, 22:19 Uhr:
Yahoo Maps ist nun auch (als Beta-Version) mit Satellitenfotos verfügbar, die – zumindest in den USA – hochauflösend sind, wie sich das für einen amerikanischen Dienst gehört :-/

Interessant finde ich neben der bisher sehr guten Geschwindugkeit auch die Idee, neben der eigentlichen Karte auch rechts oben eine Ãœbersichtskarte zu integrieren, wie im folgenden Screenshot zu sehen ist.

Großraum Berlin in Yahoo Local

Solange jedenfalls sowohl „Google Local“ als auch „Yahoo Local“ Deutschland in groben Pixeln versinken lassen, dürfte es schwer werden, gegen GoYellow zu bestehen – wenn man mal von der Marktmacht von Google absieht. Es bleibt also weiter spannend…

(via www.golem.de)

Update 16.04.06, 10:12 Uhr:
Unter www.netzwelt.de[2] beschäftigt man sich mit der Herkunft der „neuen deutschen Schärfe“ von Google Earth:

Deutschland ist schärfer geworden, aber leider auch in der Zeit zurückgereist. Bis zu fünf Jahre sind die neuen Bilder alt. Die Satellitenbilder sind dagegen maximal drei Jahre alt, aber allein mit den Bildern aus dem All konnte Deutschland nicht flächendeckend abgebildet werden. Deshalb kamen nun Luftbilder hinzu, die Deutschland komplettieren.

Im Artikel verweist man – wie schon der Leser Ole in den Kommentaren – auf die Firma Geocontent (www.geocontent.de) als Datenlieferant, die übrigens auch www.stadtplandienst.de mit Luftbildern versorgen.

14 Gedanken zu „Google Earth und GoYellow: Kampf um Deutschland-Karte?

  1. Stefan Evertz Beitragsautor

    @Sebastian: Etwas schräge, aber durchaus beeindruckende Rechnung. Danke für den Grinser am Abend 😉

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  3. Gerald Steffens

    ich habe mir mal meine heimatstadt näher angesehen und verglichen. ich behaupte mal, zumindest da haben beide das exakt gleiche Bildmaterial verwendet, was sich leicht an schatten und autos etc festmachen lässt. auch die auflösung ist m.e. gleich, habe beide kartenbilder passend skaliert übereinander gelegt. d.h. hier wurde dasselbe bildmaterial eingekauft. das muss aber nicht heissen, das vom selben geo-lieferanten gekauft wurde, die haben wahrscheinlich nur wieder von derselben quelle ihre daten bezogen.

  4. Stefan Evertz Beitragsautor

    @Gerald Steffens: Interessanter Detail-Vergleich. Die Auflösung scheint mir in der Tat ähnlich bzw. gleich zu sein.

    Allerdings scheint die Integration in die jeweilige Anwendung – zumindest bei dem von mir ausgewählten Berliner „Bildausschnitt“ – unterschiedlich erfolgt zu sein, zumindest was die Bildqualität an sich betrifft. Letztendlich ist das aber wohl Geschmacks- bzw. Bildschirmsache.

    Spätestens im Hinblick auf die Einbindung der Straßen scheint mir aber eben GoYellow vorne zu liegen – die korrekte Positionierung der Straßen war meines Erachtens bei Google Earth von Anfang an etwas eigenwillig (um nicht zu sagen: unpräzise).

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  6. Stefan Evertz Beitragsautor

    @Ole: Die Qualität für den Großraum Köln steht in der Tat hinter (den angekündigten) Higlights wie Berlin oder Hamburg zurück, immerhin kann man aber nun – im Gegensatz zur „vorherigen“ Auflösung – Details wie den Kölner Dom überhaupt erst erkennen…

    Die Karte bei ASK finde ich zwar in der Bildqualität ganz brauchbar, über den vorgenannten URL komme ich aber nicht zu einer Karte, da er mit meinen Angaben nichts anzufangen weiß und mich immer wieder auf die Startseite zurückschickt 🙁

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  8. f

    An GoYellow finde ich auch noch besser, dass sich mehr (interaktive!) Elemente einblenden lassen. Neben den üblichen Cafés, Hotels, Supermärkten, Postfillialen etc. zähle ich dazu auch Bus- und Straßenbahnhaltestellen, die Google (zumindest für Berlin) fehlen. Zudem kann man bei GoYellow direkt einen Fahrplan anfordern (Weiterleitung zu Bahn.de).

  9. cmairborne

    Goyellows Daten basieren auf einer Senkrechtbefliegung des gesamten Bundesgebietes (geocontent magdeburg). Die Datenlizenz für goyellow liegt meines Wissens bei Endoxon (daher als Wasserzeichen hinterlegt).
    Die Daten von google werden vom Quickbird-Satelliten (digitalglobe usa) gewonnen und sind keineswegs identisch mit denen von goyellow.
    natürlich ist es möglich, z.B. updates der Daten aus der Senkrechtbefliegung mittels Einfügung von Satellitenbildausschnitten zu machen. Die Datenbasis der goyellowdaten beruht aber alleine auf den Befliegungen.

  10. Stefan Evertz Beitragsautor

    @cmairborne: Laut den eingeblendeten Copyright-Vermerken bei Google Maps scheint zumindest ein Teil der Daten von Geocontent zu stammen. Und auf der Website von Geocontent wird die Integration der Daten in Google Earth erwähnt – und ich gehe davon aus, dass bei beiden Google-Anwendungen auf eine nahezu identische Datenbasis zurückgegriffen wird.

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