Die Macht der Bilder: Loose Change und der 11. September (Update)

von Stefan Evertz am 03.08.06 um 11:24 Uhr |

Bis vor kurzem ist die neueste Eruption in Sachen „Verschwörungstheorien zum 11. September“ weiträumig an mir vorbeigezogen. Erst durch einen Artikel bei www.spiegel.de wurde ich auf den Film „Loose Change“ aufmerksam, der über 80 Minuten hinweg den Nachweis versucht, die „amerikanische Regierung“ habe die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon quasi inszeniert, um so einen schnellen und umfassenden Ausbau des amerikanischen Militär- und Sicherheitsapparats zu ermöglichen.

Den Film kann man sich mit deutschen Untertiteln nachfolgend ansehen (Weitere Informationen unter www.loosechange911.com):

http://video.google.com/videoplay?docid=-1272980089639960023

Auch wenn ich mir noch nicht den gesamten Film ansehen konnte, sind schon die bisher gesehenen Bilder sehr überzeugend. Gleichzeitig zeigt sich daran leider auch die enorme Macht solcher Bilder, die durchaus auch eine manipulative (oder besser „suggestive“) Wirkung haben können – Michael Moores „Fahrenheit 911“ ist hierfür ein überzeugender oder vielleicht auch abschreckender Beleg.

Und auch wenn besagtes „Ziel“ definitiv erreicht wurde, wie die jüngere Vergangenheit – nicht nur in Afganistan und im Irak – zeigt, sollte der Zuschauer gegenüber den Beweisen (Bildern, Videos und Zeugenaussagen) skeptisch bleiben, die zur Bestätigung dieser Verschwörungstheorien herangezogen werden – und auch gegenüber den daraus gezogenen Schlüssen. Denn es gibt auch zahlreiche Analysen, die sehr detailliert diverse sachliche Fehler im Film aufzeigen (siehe z.B. www.werboom.de).

Das Kernproblem solcher Verschwörungstheorien, die Vertrauenswürdigkeit der (staatlichen) Quellen, läßt sich gut an einer Aussage verdeutlichen („Punkt 1740“ in der vorgenannten Analyse):

„Wenn die Regierung ein für alle Male beweisen möchte, daß Flug 77 ins Pentagon geflogen ist, müsste sie nur eines dieser Videobänder veröffentlichen.“
Wenn auf den Bändern NICHTS zu sehen ist, was für alle Bänder anzunehmen ist, lässt sich herzlich wenig damit beweisen. Erscheint es nicht einigermaßen lächerlich, ein Video zu veröffentlichen, daß NICHTS zeigt? Derartig belangloses kann zudem im Dutzend nachträglich produziert werden, wenn man von einer Verschwörung ausgeht. Also denken Sie über IHRE Reaktion nach, wenn Sie ein 08/15 CCTV-Video sehen, daß vom FBI extra veröffentlicht wird und NICHTS zeigt….

Ausgehend von der These, dass der amerikanische Regierungsapparat ohnehin nur die Fakten manipuliert oder gar zensiert, besteht keine Möglichkeit, diese These zu widerlegen. Denn jede Aussage der Regierungsbehörden könnte dann ja ohnehin nur manipulierenden oder dementierenden Charakter haben.

Und so bleibt am Ende nur die Erkenntnis:

Bleibe skeptisch – und die Wahrheit ist irgendwo da draußen 😕

Update 09.09.06, 10:24 Uhr:
Bereits seit dem 17. August gibt es einen „Recut“ des Videos, wie der Macher Dylan Avery unter loosechange911.blogspot.com schreibt:

The 2nd Edition. Again. We’ve corrected a bunch of stuff, taken some stuff out, and left some things in.

Skeptics are still going to hate it, but hey, at least they get to write a whole new Viewer Guide.

Eine Liste der vorgenommen Änderungen habe ich leider nicht gefunden. Auf die Schnelle fiel mir nur ein vorangestellter „Disclaimer“ des Machers sowie die längere Laufzeit auf (89 statt bisher 81 Minuten).

Nachfolgend also die überarbeitete Fassung (wieder mit deutschen Untertiteln):
[flash]http://video.google.de/videoplay?docid=-7859909765349743827[/flash]

10 Gedanken zu „Die Macht der Bilder: Loose Change und der 11. September (Update)

  1. Stephan

    Es gibt keine Wahrheit. Selbst wenn, wüsstest du es nicht. Siehe auch:

    Xenophanes über die Wahrheit

    Ich hab Loose Change gesehen und ich komme zum Schluss:
    Wie kann das amerikanische Volk mit so viel Ungewissheit ruhig leben? Mir wird schon schlecht, wenn ich viel unbedeutendere Dinge nicht weiss.

  2. Stefan Evertz Beitragsautor

    OK, inhaltlich passt möglicherweise „Wirklichkeit“ besser als „Wahrheit“ – aber ich habe hier dem „Akte X“-Ansatz den Vorzug vor dem konstruktivistischen Verständnis gegeben.

    Was die Ungewissheit des amerikanischen Volkes betrifft: Ist es denn hier in Deutschland so anders? Spätestens wenn es um eine kritische Auseinandersetzung mit Rasterfahndung, Kundenkarten, biometrische Reisepässe oder speziell der Datensammelwut bei WM-Tickets geht (auch so ein Thema auf meiner Liste), ist die Ungewissheit – oder besser Kritiklosigkeit – ähnlich groß.

    In jedem Fall gibt es aber noch ein weiteres gewichtiges Argument gegen diese Verschwörungstheorie: Die (mangelnde) Effizienz öffentlicher Einrichtungen.

    Ausgehend vom Gedanken, dass die amerikanischen „Bürohengste“ ähnlich agieren wie die deutschen Behörden, halte ich es schlicht für unmöglich, so etwas derart „erfolgreich“ aufzuziehen bzw. zu vertuschen.

  3. Stephan

    Im Bezug auf das deutsche Volk (und andere 1st-Class-Countries) hab ich genau das selbe beim schreiben des obigen Kommentars gedacht. Probleme sind sehr speziell geworden, Regelungen sehr detailliert, die Unübersichtlichkeit wächst mit jedem Tag.

    Ob man damit leben kann, muss jeder für sich selber herausfinden.

  4. Gregor Huyskens

    Zitat: „habe die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon quasi inszeniert, ..“

    Eigentlich braucht der Leser nicht über diese Stelle hinaus Deine Seite zu verfolgen. Was soll das „quasi“ ?

    Die Behauptungen und Entdeckungen sind sehr glaubwürdig.
    Sie reichten in jedem Strafverfahren aus.

    Jeder kleine Kriminelle säße bei der Sachlage in Untersuchungshaft.
    Die Beseitigung von Beweismitteln würde ihn schwer belasten.

    Die ganze Welt kuscht vor den Amerikanern. Was soll das ?

    Es wird Zeit, einen Weltgerichtshof mit dem Fall zu beauftragen.

    Aber unsere Volksvertretung kuschelt immer noch mit den
    Faschisten. – Pfui Teufel!

  5. Stefan Evertz Beitragsautor

    @Gregor Huyskens: So eindeutig wie du sehe ich die „Schuldfrage“ keineswegs, da ich die Gegenargumentationen für ähnlich überzeugend halte wie die im Film aufgestellten Thesen – und ich beide Argumentationslinien nicht wirklich nachprüfen kann.

    Letztendlich hat es aber Stephan im 1. Kommentar schon sehr treffend mit dem Begriff „Ungewissheit“ auf den Punkt gebracht. Und in der Tat trägt die – spätestens seit den (nicht vorhandenen) Massenvernichtungswaffen im Irak durchaus angekratzte – Glaubwürdigkeit der amerikanischen Regierung nicht dazu bei, diese Unwissenheit zu beseitigen…

  6. matrix

    Ich glaube nicht , das die Menschen schon soweit sind
    mit der ,, sogenannten Wahrheit ;; leben zu können . un d antürlich auch der schutz der politiker , nicht die ganze wahrheit zu sagen ….
    Ob die menschen sich die Wahrheit verdient hätten …… Ja Natürlich

    aber ich denke das sich hinetr den vielen Unklarheiten und auch Unwahrheiten , wieder viel um die Machr des Geldes geht und dreht und der Mensch ansich nicht so wichtig ist !

    TRAURIG ODER !!!!!

  7. ismael

    wurde aber auch endlich mal zeit, dass einer bzw. einige wenige den versuch starten, die wahrheit über den wtc-reichtagsbrand publikumtauglich zu präsentieren. kaum zu fassen, dass die breite masse der öffentlichkeit und medien über das thema einfach hinwegsieht. als wollte uns gerade ein neuer hitler und die auf ihn abgestimmten medien weismachen, dass eine neue bolschewistisch-jüdische gefahr unseren reichstag übernacht abgefackelt hat. bullshit! hinter all den anschlägen stecken unsere eigenen regierungen. tatsächlich könnte die bush-regierung jede sog. verschwörungstheorie ad absurdum führen, in dem sie lediglich die black-box-aufzeichnungen, passagierlisten, videoüberwachungsaufnahmen etc. der öffentlichkeit zugänglich machen würde. tja, und warum tut sie das nicht? hmmm… jedenfalls ein riesen lob an die macher von „loose change“, die mit ihrer grandiosen arbeit aufklärung leisten. weiter so. in diesem Sinne… befreit america!

  8. Timo Theermann

    Klar haben Bilder eine enorme Macht – doch nicht mehr als das gesprochene Wort. Denn eben eine entscheidende Eigenschaft haben beide Formen des Ausdrucks gemeinsam: Die Logik ihrer Aussagen!

    Die vermisse ich leider in der offiziellen Version der Ereignisse von 911 überwiegend. Ja, Loose Change hat wohl Schwachstellen – gerade in der Schilderung der Vorfälle am Pentagon, wie in den zahlreichen Links von hier aus hervorgehoben.
    Doch habe ich weder in den besagten Links, noch irgendwo anders eine gegenüber jeden Zweifel erhabene offizielle Stellungnahme bzw. Gegenargumentation zu den Verschwörungstheorien bezogen auf die Ereignisse am WTC gesichtet.

    Es kann nur DIE EINE Wahrheit geben – die einzig logische und damit auch bestimmt zweifelsfreie, die stets existiert. Stellt man ihre Existenz überhaupt in Frage, so währen juristische Organe, deren Aufgabe es ist sie aufzudecken, wohl sinnlos.

    Diese Wahrheit kann nur die einzige Gegenargumentation sein, die sofort all jene, die mir generell zu leichtfertig als Verschwörungstheoretiker abgestempelt und daher zu wenig beachtet werden, verstummen lassen wird, sofern sie die Verschwörungstheorien überhaupt negiert bzw. ihnen widerspricht.

    Da diese Verschwörungstheoretiker aber noch immer Wort finden, folgt sofort, dass wir bisher belogen wurden.

    Loose Change und seine Produzenten und überhaupt alle Werke der in der Sache 911 engagierten Verschwörungstheoretiker machen nur Gebrauch von dem Recht auf Darstellung der Tatsache, dass das Urteil und das Handeln jener, deren letztendliche Absicht es ist, zu kontrollieren, keinesfalls logisch und damit/oder unverwerflich bzw. ohne Zweifel sein muss und wir daher unser Grundrecht auf Nachfrage und der dazu erforderlichen Information zu wahren haben.

    Das es mit den Verschwörungstheoretikern noch Menschen gibt, die nicht blind alles essen, was ihnen auf den Tisch gestellt wird, ist mehr als ehrenwert.

    Wenn solche, die das offizielle Urteil und die Phänomene bezüglich 911 in Frage stellen und ihrer fehlenden Logik wegen scharf kritisieren Verschwö-rungstheoretiker sind, dann sind Architekten und Ingenieure Verschwörungstheoretiker. Damit sind dann auch Galileo Galilei, Isaac Newton und all jene, die auf ihren Theorien aufbauten und sich auch heute noch danach richten, Verschwörungstheoretiker und ich als Studierender einer technischen Ingenieurswissenschaft werde zu einem solchen ausgebildet.

    Solange mir von offizieller Seite keine widerspruchslose bzw. eindeutige Erklärung der mechanischen Vorgänge am WTC geliefert wird, glaube ich jenen vermeintlichen Verschwörern, die anhand angewandter Mechanik die offizielle Darstellung weiträumig widerlegen.

    Wenn man also die Aussagekräftigkeit von Loose Change anzweifelt, weil hier und da Fehler gemacht wurden, auf denen detailliert herumgeritten wird, dann ist diese eine von Laien mit wenig Mitteln und gemäß Vorwurf „schlampig und überzogen“ produzierte Dokumentation im Grenzfall gleichwertig mit den von den Medien rund um den Globus posaunten, in mehrfachen Anläufen noch immer mehr als fragwürdig und dabei Millionen verschlingende offizielle Dokumentationen zu 911.

    Es ist heute der 19.4.2009, nahezu 8 und einhalb Jahre nach dem 11.9.2001 und vor ein paar Wochen lief Loose Change erstmals im Deutschen Fernsehen. Welch eine Überwindung muss das für unsere Informationsmedien gewesen sein, uns erst nach dieser Zeit über eine andere und vielleicht auch unbequemere Sicht dieses weltbewegenden Ereignisses zu informieren und nicht alles unserem Geschick bei der Informationsbeschaffung über das Internet zu überlassen.

    In diesem Sinne wünsche ich ernsthaft allen “Verschwörungstheoretikern“ zu 911 für die Zukunft viel Erfolg, denn sie tragen mehr zur Aufdeckung der Wahrheit bei, als jene dazu Beauftragte!

    MfG

    Timo

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