Lichtburg: Führung durch das größte deutsche Kino

von Stefan Evertz am 29.04.06 um 20:06 Uhr |

Heute mittag haben wir etwas für unsere Bildung getan – und an einer Führung durch das mit 1.250 Plätzen größte (und vermutlich auch älteste) Kino Deutschlands teilgenommen, das seit fast 80 Jahren hier in Essen zu finden ist: Die Lichtburg (www.lichtburg-essen.de)

In einer Pressemeldung auf www.essen.de findet man auch eine Beschreibung der Führung:

Bei einer Führung durch die Lichtburgräume erfährt der Besucher nicht nur einen spannenden Abriss über die Geschichte der Lichtburg, sondern Sie erleben z.B. auch wie sich das Kino in eine Theaterbühne verwandelt, indem die größte Rollleinwand Europas per Knopfdruck hochfährt. Kinotechnik lässt sich am besten im Vorführraum durch eine anschauliche Erklärung der Filmprojektion erleben. Alle Fragen werden natürlich vom Theaterleiter persönlich beantwortet.

Bei der heutigen Führung hatten wir das Glück, das Theaterleiter Bernhard Wilmer bei der Führung durch die Geschäftsführerin Marianne Menze wortgewandt unterstützt wurde. Da die Lichtburg vor allem in den letzten 10 Jahren viele Turbulenzen durchqueren mußte (siehe auch de.wikipedia.org), war es besonders spannend, Details der bewegten Geschichte aus dem Mund einer zentralen „Akteurin“ zu hören.

Die Führung begann im Großen Saal, der seit der Restaurierung im März 2003 originalgetreu „im Glanze der 50er Jahre“ strahlt, ohne dass er alt und verstaubt wirkt. Sowohl Bild- als auch Tontechnik entsprechen dem neuesten Stand der Technik, was wir seit der Neueröffnung bereits mehrfach genießen konnten. Besonders beliebt sind übrigens – völlig zu Recht – die Logen im vorderen Bereich des Balkons; der Ausblick auf Leinwand und Saal sind dort einfach atemberaubend 😉

Saal von der Bühne aus

Die Führung gestaltete sich eher im Stil eines lebendigen Gesprächs als im Sinne eines Vortrags; dabei wurden selbst so kleine Fragen wie „Was befindet sich hinter den beiden Vorhängen links und rechts hinten oberhalb des Zuschauerraums?“ geduldig beantwortet. (Dort befindet sich übrigens die kinoeigene Licht- und Tontechnik für Veranstaltungen)

Sehr schön auch die verwunderte Frage eines Teilnehmers, warum denn hier der Boden nicht kleben würde; jeder, der z.B. schon mal im Essener CinemaxX war, weiß was gemeint ist – und hat vermutlich so seine eigene These über die Reinigungsfrequenz im Multiplex-Kino, das übrigens meines Wissens ebenfalls das größte seiner Art in Deutschland ist (mit etwa 5300 Plätzen).

Auf besagte Frage jedenfalls antwortete Marianne Menze schmunzelnd, dass zum einen die Ausstattung in der Lichtburg noch „neu“ sei und zum anderen offenbar die Besucher – auch die jungen – etwas pfleglicher mit dem Kino umgehen würden als in anderen Kinos. Das kann ich irgendwie verstehen – in dem fast prunkvoll zu nennenden Ambiente nimmt man sich dann vielleicht etwas mehr zusammen als anderswo…

Später konnten wir dann die Bühne besichtigen, auf der durch kurze Umbaumaßnahmen Platz für normale Veranstaltungen ist. Dort sind auch einige Teile der digitalen Soundanlage platziert. Amüsant fand ich dort die eingesetzte Technik zur Bedienung der Vorhänge und Traversen im Bühnenbereich. Dort arbeitet man weiterhin mit sog. „Punktzügen“, die angesichts des digitalen Tons analoger nicht wirken könnten 😉

Bühnentechnik der analogen Art...

Danach konnten wir dann den Vorführraum besichtigen, in dem die beiden folgenden Impressionen entstanden. Hinter dem alten Bekannten Scrat stehen übrigens „Leuchtmittel“ für mehr als 2.000 Euro – pro Stück…

Scrat in Aktion

Rechts Projektor, links nette Kollegin...

Den Abschluß fand die Führung dann in der legendären und ebenfalls vollständig restaurierten „Filmbar“, in der vor 50 Jahren schon Gary Cooper nach der Premiere zu finden war…

Alles in allem wirklich eine informative und alles andere als trockene Führung, die man jedem Besucher der künftigen Kulturhauptstadt Essen nur wärmstens empfehlen kann.

Ebenfalls spannend sind die im Foyer ausgestellten Photos und Informationstafeln, die einen Einblick in die lange Geschichte des Hauses vermitteln, sowie zwei Broschüren über die Geschichte der Lichtburg bis zur / seit der Renovierung / Restaurierung, die man für jeweils EUR 5 an der Kasse bekommen kann. Auf der Website gibt es bei den Bildergalerien übrigens auch eine Galerie mit Impressionen rund um die Lichtburg: www.lichtburg-essen.de[2]

Fakten
Die Führung kostet EUR 4 pro Person (EUR 3 für Kinder unter 12 Jahre), dauert jeweils 2 Stunden und findet jeden letzten Samstag im Monat statt (nächster Termin: 27. Mai 2006). Da die Teilnehmerzahl auf 30 Personen beschränkt ist, sollte man sich bei Interesse vorher anmelden (weitere Informationen: www.lichtburg-essen.de[3]).

2 Gedanken zu „Lichtburg: Führung durch das größte deutsche Kino

  1. Oliver Storch

    Dass das Kino das älteste erhaltene Kino Deutschlands ist, ist tatsächlich nur eine Vermutung, denn ich kenne allein zwei Kinos, die älter sind: Das Central in Esslingen (seit 1912) und das UT Connewitz in Leipzig (25.12.1912).

    Oliver

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